Frage zu vorwurfsvollen Tonfall des JC.

Begonnen von Eljay, 06. November 2023, 12:05:38

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Eljay

Hi.

ich arbeite über 20 Jahre als freiberuflicher Zeichner.

Ich habe in der Zeit einmal 2017 sechs Monate aufgestockt, dann 2022 im Oktober sechs Monate aufgestockt. Durch die extremst hohen Heizkosten, plus allgemeine Lebenskosten, sowie eine schlechtere Arbeitslage wegen der Gesamtproblematik, die durch Covid und dem Ukrainekonflikt entstanden ist.

Ich habe jetzt am 01.10.2023 erneut Aufstocken beantragt, und heute den ersten Anruf des Jobscenters zu dem Antrag bekommen.

Was mich wundert, ist dass der JC bisher recht freundlich war. Immerhin habe ich bisher in meinem Leben recht wenig Leistungen beantragt. Trotzdem wurde ich verbal sofort durch die Mangel genommen, wie ich mir das vorstelle. Man müsse, laut JC, auch versuchen als Freiberufler sich um andere Aufträge zu kümmern und könne ja nicht "ständig" Anträge stellen.

Als ich erwähnte, dass keiner die Covidkrise, sowie die riesige Inflation sowie erhöhte Energiekosten anhand des Ukrainekonflikts vorraussehen können, wurde zwar zugestimmt, aber weiter gesagt, ich solle mir vielleicht überlegen irgendwo in einem Büro zu arbeiten, da ich ja nicht ständig Unterstützung erwarten könne.

Ich bin ehrlich gesagt verblüfft, dass jemand, der noch nicht einmal volle Leistungen beantragt sofort so angefahren wird, und so getan wird, als wäre meine schlechte Auftragslage aufgrund meiner ignoranten und faulen Einstellung geschuldet, und nicht weil die allgemeine Wirtschaftslage angespannt ist und es somit wenigere Aufträge allgemein in meiner Branche gibt.

Meine Frage ist, ist diese Art der Bandlung relativ normal, und muss ich befürchten, dass mein Antrag abgelehnt wird?

Besitzwehr

Lassen Sie sich von der Bagage kein schlechtes Gewissen einreden. Sie beantragen was Ihnen zusteht, Punkt! Private Diskussionen mit diesen Gestalten sind nicht zielführend. Gegen die mögliche Ablehnung, aktuell wüsste ich nicht was dafür spricht, sind Rechtsmittel möglich.

Sprechen Sie nicht mit Leuten welche bislang 30 Jahre auf 15m² verbracht haben (teils ohne Tageslicht) über mögliche Gründe ihres Hilfsanspruchs, diese verblendeten Leute sind vor Jahrzehnten in ihrer Entwicklung stehen geblieben.

Sollten Sie das Gefühl einer Diskriminierung und Herabwürdigung verspüren so verpassen Sie dem gegenüber eine Dienstaufsichtsbeschwerde.

Ginsu

Nimm künftig einen Beistend (nicht Zeugen) mit zu den Terminen.
Du wirst sehen, das sich der Ton erheblich ändert.
Verwehren kann man dir einen Beistand nicht, da § 13 SGB X dir ausdrücklich einen solchen erlaubt.
Es sei denn er ist unflätig oder stockbesoffen. In dem Fall kann er "rausgeworfen" werden.
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Berthold Brecht

Eljay

Zitat von: Besitzwehr am 06. November 2023, 12:47:31Sprechen Sie nicht mit Leuten welche bislang 30 Jahre auf 15m² verbracht haben


Ich tippe wirklich, dass die Person, die gestern den Erstkontakt mit mir gemacht hat, nur irgendjemand ist ohne viel Erfahrung und nur zuständig für Neuanträge.

Im Nachhinein fiel mir nämlich ein, dass ich beim letzten Antrag direkt mit der Sachbearbeiterin gesprochen hatte, die meinen Antrag bewillgt hat. Sie war mega freundlich und verständnisvoll, dass man als Freiberufler in so eine Lage gerät, besonders aufgrund der Gesamtlage in Deutschland. Als ich ihr damals erklärte, dass es gut sein kann, dass ich diesen Herbst wieder einen Antrag stellen muss, meinte sie damals noch, das sei überhaupt kein Problem und das Gespräch war völlig entspannt.
Daher war ich gestern völlig perplex, als die JC Mitarbeiterin plötzlich diesen Tonfall hatte, und so tat, als müsse überprüft werden, ob das überhaupt genehmigt werden kann.


Zitat von: Ginsu am 07. November 2023, 05:59:51Nimm künftig einen Beistend (nicht Zeugen) mit zu den Terminen.

Wo ich wohne, bekommt man ja keine persönlichen Termine mehr, sondern alle Anträge sind online, und das Gespräch war telefonisch. Das einzige mal, als ich persönlich zum JC mußte, war als ich meinen Ausweis am Schalter vorzeigen mußte, um mich zu identifizieren. Als ich vor einige Wochen das gemacht habe, war das JC leer. Ich war der Einzige da, und mußte nur zum Schalter für 2 min. und das war's.



Besitzwehr

Zitat von: Eljay am 07. November 2023, 11:32:53Ich tippe wirklich, dass die Person, die gestern den Erstkontakt mit mir gemacht hat, nur irgendjemand ist ohne viel Erfahrung und nur zuständig für Neuanträge.

Verstehen Sie, dass diese Leute teilweise nur "befristet" beschäftig sind und deren Aussicht demnächst auf der anderen Seite zu sitzen durchaus sehr groß ist. In der Regel haben diese Gestalten weder Verständnis noch Empathie für die Sorgen und Nöte von Hilfesuchenden. Wäre das mir passiert hätte ich längst entsprechende Schritte eingeleitet.

 

september23

Zitat von: Eljay am 06. November 2023, 12:05:38Meine Frage ist, ist diese Art der Bandlung relativ normal, und muss ich befürchten, dass mein Antrag abgelehnt wird?

Der Antrag kann nur rechtswidrig abgelehnt werden.

Aber ich würde mir noch nicht so viele Gedanken machen und das ganze nicht so hoch hängen, es ist die Sache nicht wert.

Da sitzt jemand, der den Job noch nicht so lange macht, der meint seine Meinung sei hier von Belang. Das kann Dir überall passieren, auch wenn Du als chronisch Kranker bei der Krankenkasse was beantragst, dass jemand bei der Antwort regelrecht übergriffig wird. Natürlich ärgert man sich auch hier, beim BG fühlt man sich in der Ehre angegriffen.

Mein Tipp wäre, so lange der Antrag problemlos bearbeitet wird: Du allein bestimmst, wie nahe Dir das zu gehen hat.
Ob der Dich für faul hält oder nicht, warum soll Dich das kümmern.

Man muss die Sachbearbeiter  im Gegenzug auch nicht gleich abwerten (von wegen Bagage, das macht man nur, wenn man sich doch angefasst fühlt) oder grundsätzlich ihre Arbeit in Frage stellen, Du schreibst ja selbst, dass zuvor bei den anderen alles professionell abgeschlossen wurde. Sondern vor Ort sachlich bleiben, Grenzen setzen.

Wenn jemand sagt "auch versuchen als Freiberufler sich um andere Aufträge zu kümmern und könne ja nicht "ständig" Anträge stellen." kannst Du entweder deutlich darauf hinweisen, dass er seine Kompetenzen überschreitet und dies im SGB-II so nicht vorgesehen ist oder dass es das im SGB-II stünde, wenn es so wäre, wie er das sagt.

Oder diplomatisch-höflich "da geb ich Ihnen recht, aber ich habe in den letzten 10 Jahren drei Anträge stellen müssen und da war noch kein Anlass über einen Berufswechsel nachzudenken".
Steh zu Dir und bleib unbeeindruckt sachlich, das ist eine kaum schlagbare Waffe  :smile:
 :bye:

Erker404

Ich muss zugeben das ich in den Zeiten wo ich H4 benötigt habe, keine negativen Erlebnisse hatte. Das die nicht unbedingt froh über 10.000 neue Anträge sind, sollte klar sein aber wenn man selbst nicht aggressiv auftritt oder mit Vorurteilen aufschlägt, sollte es im Rahmen bleiben.

Aber diese Typen die du beschreibst gibt es überall. Vielleicht ist die Dichte im JC höher da man dort auch mit anderer Klientel konfrontiert wird. Es sind letztenendes auch nur Menschen die mal schlechte Tage haben. Das erlebt man täglich auch in anderen Bereichen, z.b. Supermarkt, beim Arzt oder im Baumarkt.