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Hilfebereich => Fragen und Antworten zum Bürgergeld (ehem. Hartz IV/ALG II) => Thema gestartet von: Subkulturmann am 04. Juni 2023, 09:33:04

Titel: Jobcenter-Sperre wg. Fehler und zu langsam arbeiten i.d. Probezeit?
Beitrag von: Subkulturmann am 04. Juni 2023, 09:33:04
Hallo und einen schönen Sonntag.
In einem Unternehmen komme ich derzeit nicht zurecht mit der Arbeit. Ich bin noch in der Einarbeitungsphase und Probezeit.
Die verschiedenen Tätigkeiten wachsen mir total über den Kopf. Es geht um sehr verschiedenste Bürotätigkeiten. Ich kann keine Routine reinbringen.
Bsp.:
-Ich kann nicht schneller arbeiten, als der Chef es mir vorgibt. Daher bleibt manchmal etwas Arbeit liegen, die ich vor dem Feierabend nicht schaffen kann. Egal wie ich mich innerlich anstrenge, ich schaffe es einfach nicht(meiner Kollegin, die mit mir eingestellt wurde, leider aber ebenso)
-Angeblich mache ich derzeit zu viele Fehler. Das könnte daran liegen, dass ich einfach schneller arbeiten möchte.
-Es gibt einfach sehr viele Details, auf die man achten muss, auch die Reihenfolge der Arbeitsschritte und verschiedensten Arbeiten muss man strikt einhalten.

Jetzt mache ich mir Sorgen vor einer verhaltensbedingten Kündigung. Ich las schon mal was im Internet darüber. Es gibt verschiedene Kündigungen, z.B. betriebsbedingt, verhaltensbedingt und personenbedingt.

Wenn mir jetzt gekündigt wird, kann das Jobcenter mich irgendwie bestrafen, weil ich zu viele Fehler mache und zu langsam arbeite in der Probezeit?
Wie wehrt man sich, falls der Arbeitgeber es dem Jobcenter so auslegen sollte, ich hätte meine Arbeit nicht ernst genommen (Was überhaupt nicht stimmt)?
Titel: Aw: Jobcenter-Sperre wg. Fehler und zu langsam arbeiten i.d. Probezeit?
Beitrag von: Sheherazade am 04. Juni 2023, 10:13:11
Kündigungen in der Probezeit sind in der Regel nicht verhaltensbedingt oder sowas - noch nicht mal begründet, es passt einfach nicht und gut ist es.
Titel: Aw: Jobcenter-Sperre wg. Fehler und zu langsam arbeiten i.d. Probezeit?
Beitrag von: Phil_N am 04. Juni 2023, 10:22:00
Eine verhaltensbedingte Kündigung erfolgt in der Regel dann, wenn du deine Arbeitspflichten verletzt oder durch dein Handeln den Betriebsfrieden nachhaltig störst. Allein ein langsames Arbeiten, weil du einfach nicht schneller kannst, rechtfertigt das nicht. Das würde - wenn überhaupt - eine personenbedingte Kündigung rechtfertigen, und dafür gibt es keine Sanktion.

Aber wie schon gesagt: In der Probezeit werden Kündigungen in der Regel gar nicht begründet. Das JC fragt da auch nicht beim Arbeitgeber nach, wenn sonst keinerlei Hinweise auf ein Fehlverhalten deinerseits vorliegen. Du musst dir da also keine Sorgen machen. Solange du nichts klaust, bewusst Arbeitsabläufe sabotierst oder den Chef beleidigst, wird das JC dich nicht belangen, wenn du gekündigt wirst.

Was du auf keinen Fall tun solltest, ist, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Dafür kannst du dann sehr wohl sanktioniert werden. Außer, du lässt dir vom Arzt bescheinigen, dass du dem Aufhebungsvertrag aus gesundheitlichen Gründen zugestimmt hast.
Titel: Aw: Jobcenter-Sperre wg. Fehler und zu langsam arbeiten i.d. Probezeit?
Beitrag von: Bundspecht am 04. Juni 2023, 10:33:37
Zitat von: Phil_N am 04. Juni 2023, 10:22:00Das JC fragt da auch nicht beim Arbeitgeber nach, wenn sonst keinerlei Hinweise auf ein Fehlverhalten deinerseits vorliegen

Achja.... bei einer Kündigung , ist doch der Erwerbslos sowieso immer Schuld, musste ich leider Gottes schon selber erleben dürfen !

Und JA das JC hat bei AG nachgefragt, warum wieso weswegen ! Und ich kenne persönlich viele Menschen, bei denen das ebenso war.

Und das machen die JC garantiert NICHT aus Nächstenliebe !!!
Titel: Aw: Jobcenter-Sperre wg. Fehler und zu langsam arbeiten i.d. Probezeit?
Beitrag von: Phil_N am 04. Juni 2023, 11:19:33
Zitat von: Bundspecht am 04. Juni 2023, 10:33:37Achja.... bei einer Kündigung , ist doch der Erwerbslos sowieso immer Schuld, musste ich leider Gottes schon selber erleben dürfen !

Die Tatsache, dass du das erleben musstest, ist bedauerlich, rechtfertigt in meinen Augen aber keine Pauschalisierung. Meine Erfahrung ist eine gänzlich andere. Ich habe 5 1/2 Jahre in 3 Jobcentern gearbeitet. In diesen JC war es so, dass i. d. R. niemand aus dem JC bei einer Kündigung in der Probezeit nachgefragt hat, wenn sonst keinerlei Hinweise auf ein Fehlverhalten vorlagen.

Was vorkommt, ist, dass der AG im Jobcenter anruft und von sich aus etwas berichtet, weil er sauer über ein wahrgenommenes Fehlverhalten des Ex-Arbeitnehmers ist. Interne Weisungen regeln zumeist, dass nur bei fristlosen Kündigungen nachgefragt wird, und wenn gewisse Formulierungen im Kündigungsschreiben stehen wie z. B. "aufgrund wiederholten Zuspätkommens" oder sowas.

Man wird kaum für ein unintendiertes zu langsames Arbeiten sanktioniert. Eine deshalb ergehende Sanktion hätte - zum Glück - vor dem Sozialgericht wohl auch keinen Bestand. Genauso kann niemand für mangelnde Intelligenz sanktioniert werden oder dafür, dass er es nicht durchhält, täglich hunderte Pakete zu schleppen. Denn das wären personenbedingte Gründe, nicht verhaltensbedingte.

Personenbedingt heißt, dass das "Problem", aufgrund dessen du gekündigt wirst, in deiner Person liegt. Verhaltensbedingt hingegen bedeutet, dass du intentional einen Einfluss auf dein Handeln nehmen kannst, dich also anders verhalten könntest, wenn du wolltest. Das geht bei diversen Dingen, bei anderen hingegen kaum. Wenn man aus physischen Gründen einfach nicht schneller arbeiten kann, kann man daran in der Regel nix ändern. Und dafür gibt es dann keine Sanktion. Anders wäre es, wenn man den Anschein erweckt, intentional langsamer zu arbeiten, als man könnte. Aber dafür muss es dann schon konkrete Indizien geben.

Wer ein Mindestmaß an Leistung erbringt und trotzdem in der Probezeit gekündigt wird, erhält in aller Regel keine Sanktion. Und es stimmt auch nicht, dass dem Arbeitslosen seitens des JC immer die "Schuld" gegeben wird, wenn er in der Probezeit entlassen wird. Es gibt dutzende Firmen, die regelmäßig kurz vor Ende der Probezeit kündigen (z. B. im Baubereich). Das weiß das JC, sowas wird teils auch intern vermerkt, damit an solche Betriebe keine Fördergelder fließen und da keine Praktika bewilligt werden.
Titel: Aw: Jobcenter-Sperre wg. Fehler und zu langsam arbeiten i.d. Probezeit?
Beitrag von: Kopfbahnhof am 04. Juni 2023, 16:03:33
Zitat von: Phil_N am 04. Juni 2023, 11:19:33Was vorkommt, ist, dass der AG im Jobcenter anruft
Was leider auch gar nicht so selten ist, da aber eher wenn man den Job nicht angetreten hatte.
Vor allem so manch Sklavenhändlerbude ist dafür bekannt. (gern auch mit Zusammenarbeit vom JC)

Fliegt man in der Probezeit raus, weil man den Aufgaben einfach nicht gewachsen ist, kann es keine Sanktion geben.

Dafür ist Probezeit ja da und sollte ein AG da einen böswilligen, falschen Grund in die Kündigung schreiben muss man dagegen vor gehen.
Schon allein, weil keine Begründung angegeben werden muss.
Titel: Aw: Jobcenter-Sperre wg. Fehler und zu langsam arbeiten i.d. Probezeit?
Beitrag von: Birgit63 am 05. Juni 2023, 07:10:15
Du befindest dich in der Einarbeitungsphase. D. h. nicht, dass du jetzt schon alles perfekt können musst. Wie lange arbeitest du denn schon in den Unternehmen?
Titel: Aw: Jobcenter-Sperre wg. Fehler und zu langsam arbeiten i.d. Probezeit?
Beitrag von: Spring23 am 06. Juni 2023, 07:55:15
Zitat von: Subkulturmann am 04. Juni 2023, 09:33:04...
-Ich kann nicht schneller arbeiten, als der Chef es mir vorgibt. Daher bleibt manchmal etwas Arbeit liegen, die ich vor dem Feierabend nicht schaffen kann. Egal wie ich mich innerlich anstrenge, ich schaffe es einfach nicht(meiner Kollegin, die mit mir eingestellt wurde, leider aber ebenso)
-Angeblich mache ich derzeit zu viele Fehler. Das könnte daran liegen, dass ich einfach schneller arbeiten möchte.
-Es gibt einfach sehr viele Details, auf die man achten muss, auch die Reihenfolge der Arbeitsschritte und verschiedensten Arbeiten muss man strikt einhalten.
Hast Du den Chef mal drauf angesprochen? Ob er oder ein erfahrener Kollege zeigen kann, wie Du Arbeitsabläufe koordinieren kannst?
Dass es Dir wichtig ist, dass Du das machst wie vorgegeben, es aber bei aller Mühe nicht machbar ist? Wie Du es schaffst, ohne diese Fehler zu machen oder auch offen ansprechen, wie viel Sorgen es Dir macht und Du aus lauter Versuch die Arbeit fertigzustellen, eben diese Fehler machst.

Es gibt Betriebe, da meint der Chef/die Leitung, er müsse viel zu viel Arbeit vorgeben, die faktisch nicht machbar ist, damit eben so viel wie möglich erledigt wird.

Dass das die Mitarbeiter frustriert, weil man nie fertig wird oder in Deinem Fall vor lauter Sorge und Angst Fehler macht, kommt ihm/ihr nicht in den Sinn.

Daher ruhig ansprechen. Vielleicht ergibt sich ja ein konstruktives und für Dich auch beruhigendes Gespräch.