EM-Rente + Grusi, permanenter Lärm in der Wohnung über mir, Umzugswunsch

Begonnen von MJBerlinHD, 23. März 2022, 20:16:05

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MJBerlinHD

Hallo,

ich habe folgendes Problem: Ich wohne seit 2012 in einer Zweiraumwohnung in Bln-Hellersdorf im Plattenbau. Bis ca. 2018 wohnte es sich hier schön ruhig. Über mir wohnte ein älterer Herr, den man kaum hörte, 2018 jedoch kam er ins Pflegeheim. Dann zog eine junge Frau mit Baby ein. Und mit ihrem Freund, glaube ich. Damals war es so, dass von den beiden Erwachsenen megaviel Lärm ausging, dort flogen manchmal die Fetzen - und auch Gegenstände aus dem Fenster. Mehrmals habe ich die Security angerufen und ein anderer Nachbar auch mal die Polizei.
Irgendwann schmiss die Dame ihren Freund raus - Ruhe kehrte dennoch nicht ein. Lautes Getrampel auf Laminat bzw. CV-Belag (Hausverwaltung meint, es ist kein Laminat verlegt worden).
Ich versuchte mit der Mieterin zu reden, erfolglos. Ich wandte mich an die Hausverwaltung, musste Lärmprotokolle schreiben etc. Einige Zeit verging. Zeitweise war es erträglicher.
Mittlerweile ist das Kind ca. 3 Jahre alt, den ganzen Tag in der Bude und rennt pausenlos durch die Wohnung, spielt mit Bauklötzern (ohne Teppich!), donnert gegen die Heizung etc. pp.
Hausverwaltung sagt zu mir, Kinderlärm ist hinzunehmen. Allerdings besteht zwischen "hinzunehmen" und "auszuhalten" ein Unterschied. Ich stehe hier kurz vorm Kollaps. Aufgrund der Tatsache, dass ich berentet (PTBS) bin, bin ich überwiegend zu Hause und lese viel. Bis letzten Dezember war ich noch ehrenamtlich tätig und hin und wieder aus dem Haus, sodass ich Ruhe vor dem Lärm hatte.
Aufgrund meiner Lebensgeschichte brauche ich sehr viel Ruhe, die ich seit Einzug der Person über mir nicht mehr habe, und es raubt mir den letzten Nerv.
Ich habe schon versucht, mich in die Nacht zu flüchten. Also in der Nacht mein Tagwerk zu vollziehen und tagsüber zu schlafen um dem Lärm zu entgehen. Funktionierte aber auch nur semi.
Klar, Kinder machen Krach, sollen sie ja auch. Aber wenn man dann als Unbeteiligter davon direkt betroffen ist und die eigene Wohnung dadurch kaum noch nutzbar ist, kann es schnell zum gesundheitlichen Problem werden. Denn Lärm macht krank. Und es ist an manchen Tagen wirklich pausenlos von früh bis spät Radau.
Ich habe im Januar einen WBS beantragt und selbigen im Februar bereits erhalten. Ich würde gerne umziehen. Mit Grusi ist es allerdings so, dass Rücklagen schwer möglich sind, ich habe jedenfalls keine. Was muss ich tun, um dass das Sozialamt mir Umzug wie Mietkaution für die potentielle neue Wohnung bezahlt? Würde ein Arztbrief vom Hausarzt reichen, in dem er einen Umzug empfiehlt?
Das nächste Problem ist sicher die Wohnungssituation in Berlin, die Tatsache dass ich eine schlechte Schufa (Schulden stammen aus den 90er Jahren) habe und bis auf 470€ Rente kein eigenes Einkommen. Ausser Grundsicherung.
Vielleicht weiss jemand einen Rat.
Danke im Voraus.
VG Mario

Yavanna

Kinderlärm gilt tatsächlich nicht als Lärm. Ob ein Attest des Arztes deinem Sozialamt reicht, kann man im Vorfeld nicht beantworten. Kommt auf den Inhalt und Formulierung an.

Mir stellt sich aber die Frage,wie  du sicherstellen willst, dass es in der neuen Wohnung nicht wieder zu solchen Problemen kommt. Nachbarn kann man sich nicht aussuchen und schon gar nicht, wenn das Angebot so extrem limitiert ist in Großstädten.
Wäre es nicht sinnvoller, sich außerhalb etwas zu suchen.

Birgit63

Ich denke auch, dass hier nur die Möglichkeit besteht aufs Land zu ziehen. Aber 100 % Garantie wirst du auch dort nicht haben. Ich selbst lebe auch in einer Großstadt und seit fast 25 Jahren in derselben Wohnung. Über mir haben schon mehrfach die Mieter gewechselt. Ich hatte auch von Kleinkind, welches morgens um 06.00 Uhr am Wochenende die Legosteine über meinem Kopf (was deren Kinderzimmer war, war unser Schlafzimmer) ausgeschüttet hat über prügelnde Pärchen alles an Nachbarn. Im Moment haben wir Glück. Dort wohnt ein Rentnerehepaar. Die tun mir auch leid. Über denen wohnt eine Familie mit 3 Kindern. Das Trampeln hören wir sogar über 2 Etagen. Aber Kinderlärm ist kein Lärm. Da kann man nichts machen. Ich bin noch in der Generation groß geworden, wo es Mittagsruhe gab. Die wurde ja (leider) auch abgeschafft. Ich selbst bin Oma von 2 Kleinkindern. Denen bringe ich auch bei, dass man im Treppenhaus leise zu sein hat. Aber wir sind eine aussterbende Rasse. Ich drücke dir die Daumen, dass du was findest, wo du deinem Gesundheitszustand entsprechend ruhig leben kannst.

Lina

Es gibt dich Wohnungen speziell für Rentner, die bezahlbar sind, auch mit WBS, einfach Mal googeln.

Bundspecht

Zitat von: Birgit63 am 24. März 2022, 07:14:24wo es Mittagsruhe gab. Die wurde ja (leider) auch abgeschafft.

Wurde sie nicht , von wem auch ? Eine "Mittagsruhe" ist im Gegensatz zur "Nachtruhe" nirgends gesetzliche verankert. Eine Mittagsruhe, kann aber z.B. in einer Hausordnung drin stehen (wie bei uns. Hält sich nur keiner dran).

Die Hausordnung bekommt man in der Regel mit dem Mietvertrag und wird mit der Unterschrift unter selbigen , mit anerkannt. Und da kann der VM eben sagen, so zwischen 13-15 Uhr ist Mittgaspause.
So viele Idioten, und nur eine Sense.

Irgendwann legte der Tot seine Sense beiseite , und bestieg einen Mähdrescher, um den Idioten Herr zu werden !

Ratlos

 Gegen Kinderlärm kann man gar nichts machen. Den muss man hinnehmen oder eben mit den Eltern eine Vereinbarung treffen.
Es gibt nur Vorschriften, über den Einsatz geräuschintensiver Geräte zu bestimmten Zeiten.

Bundspecht

Zitat von: Ratlos am 24. März 2022, 11:10:03Gegen Kinderlärm kann man gar nichts machen


Auch "das" ist sooo nicht ganz richtig !!! Es ist schwer, dass stimmt. Aber es kommt immer auf die Kinder an... Bei einem Baby/Kleinkind sieht es schlecht aus. Aber je älter /reifer ein Kind wird,  um so mehr  kann man von den Eltern verlangen (auch vom Gesetzt her) , dass diese ihre Kinder in den Griff bekommen bzw. nicht mehr so viel Lärm machen.

Wir haben den ganzen Mist auch schonmal durch , und das geht wirklich an die Nerven.
So viele Idioten, und nur eine Sense.

Irgendwann legte der Tot seine Sense beiseite , und bestieg einen Mähdrescher, um den Idioten Herr zu werden !

Ottokar

Das was du schilderst ist kein Kinderlärm i.S.d. Mietrechtsprechung.
Das Schlagen gegen die Heizung und das permanente Rennen durch die Wohnung sind schon mal kein Kinderlärm i.S.d. Mietrechtsprechung.
Zur spielerischen Erziehung gehört auch, das ein Kind lernt, Rücksicht auf Andere zu nehmen.
Das was du schilderst, bedeutet jedoch, dass das Kind sich offensichtlich sebst überlassen ist und tun und lassen kann, was es will. Und genau da endet hinzunehmender Kinderlärm.
Abgesehen davon haftet der Vermieter für die Trittschalldämmung. Wenn man also jeden Schritt hört, ist die Trittschalldämmung entweder mangelhaft, oder sie fehlt ganz. Letzteres ist bei der Sanierung von Plattenbauten aus Kostengründen meist der Fall.

Was wäre möglich?
Möglich wäre, dass der Vermieter die Mieterin abmahnt.
Möglich wäre auch, dass der Vermieter die Mieterin zur Verlegung von trittschallhemmendem Bodenbelag verpflichtet (in dem Fall müsste der Vermieter die Kosten davon tragen).
Möglich wäre auch, dass man den Lärm mit Zeugen protokolliert und dann den Vermieter zur Mängelbeseitigung verklagt. Das dauert und kostet.

In der Praxis ist es so, dass die Vermieter ihre lärmbelästigten Mieter einfach hängen lassen und nichts tun.
Zu befürchten haben diese dabei kaum etwas, denn so gut wie keiner geht den zeit- und kostenintensiven Klageweg.
Fragt man einen FA für Mietrecht, wird der dazu raten, umzuziehen.

Was den Nachweis der Erforderlichkeit des Umzuges betrifft, hilft hier am ehesten ein ärztliches Attest über gesundheitliche Probleme infolge des durch unzumutbaren Nachbarschaftslärm bedingten Dauerstresses.

https://www.juraforum.de/lexikon/kinderlaerm
Meine Beiträge beinhalten oder ersetzen keine anwaltliche Beratung oder Tätigkeit.
Für eine verbindliche Rechtsberatung und -vertretung suchen Sie bitte einen Anwalt auf.


Bundspecht

Zitat von: Ottokar am 24. März 2022, 11:30:12In der Praxis ist es so, dass die Vermieter ihre lärmbelästigten Mieter einfach hängen lassen und nichts tun.


Kann ich voll und ganz bestätigen !!!

Zitat von: Ottokar am 24. März 2022, 11:30:12Fragt man einen FA für Mietrecht, wird der dazu raten, umzuziehen.

Woher kommt mir das nur bekannt vor  :scratch: :scratch: :scratch:


So viele Idioten, und nur eine Sense.

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Ratlos

Da gibt es den Paragraphen 117 im Ordnungswidrigkeitengesetz und den Paragraphen 536 im BGB dass dauernde oder regelmäßige Lärmbelästigung einen Mangel der Wohnung darstellt.
https://www.deurag.de/blog/ruhestoerung/

MJBerlinHD

Danke für die vielen Antworten. Tatsächlich ist es so wie Ottokar schrieb, man wird von seitens der Hausverwaltung damit alleine gelassen. Ich hatte dahingehend bereits Schriftverkehr und auch ein Gespräch, ohne Erfolg.
Es ist ja auch so, dass selbst die Mieterin, also die Mutter des Kindes, ziemlich rücksichtslos ist und durch die Wohnung stampft, als wäre das da oben ein Truppenübungsplatz. Und ich glaube auch und schätze diese Person so ein, dass sie ihr Kind sich selbst überlässt und sich keine Gedanken über ihre Mitmenschen macht. Reden kann man jedenfalls mit ihr nicht. Und die Hausverwaltung meinte auch, man könne sie nicht zwingen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen (Teppich, Trittschalldämmung o.ä.).
Und für einen Rechtsstreit habe ich weder Nerven noch die finanziellen Möglichkeiten.
Ich werde also mit meinem Arzt sprechen, ob ein Attest möglich ist. Aufs Land ziehen, wie einige hier schrieben, kommt für mich nicht in Frage. Ich habe weder Auto noch Führerschein, und das Netzwerk an Ärzten und anderen Dingen hier in Berlin ist mir schon sehr wichtig.
Dann gab es hier die Frage, wie ich sicherstellen will, dass nicht in der potentiellen neuen Wohnung auch wieder Lärmbelästigung stattfindet. Man kann zB in die oberste Etage ziehen, wenn es möglich ist. Wenn der Lärm nicht direkt über einem ist, ist es vielleicht erträglicher. Der Mieter unter mir ist auch nicht der leiseste, was ich aber noch lange nicht so störend empfinde als den Krach über mir.
Bleibt nur noch die Frage der Beschaffung einer neuen Wohnung. Sozialhilfeempfänger will niemand haben und Leute mit negativer Schufa schon gar nicht. Ich habe, seit ich hier wohne stets pünktlich die Miete bezahlt (per Lastschrift), es gab nie Rückbuchungen. Dass das helfen wird, bezweifle ich allerdings.
Was gibt es da für Möglichkeiten? Jemand schrieb hier etwas von Wohnungen für Rentner, die günstig sein sollen. Davon habe ich noch nichts gehört. Ich bin 53 und kein Altersrenter, sondern wegen PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) erwerbsunfähig und auch dementsprechend berentet, mittlerweile unbefristet.

MJBerlinHD

Zitat von: Ratlos am 24. März 2022, 12:00:17
Da gibt es den Paragraphen 117 im Ordnungswidrigkeitengesetz und den Paragraphen 536 im BGB dass dauernde oder regelmäßige Lärmbelästigung einen Mangel der Wohnung darstellt.
https://www.deurag.de/blog/ruhestoerung/

Ich habe mit dem Vermieter darüber debattiert. Ich musste Lärmprotokolle führen und den Lärm exakt beschreiben. Heraus kam: Kinderlärm ist hinzunehmen, Mieterin kann nicht zu Maßnahmen der Lärmreduzierung gezwungen werden. Es war schon sowas wie boshafte Verharmlosung.

Bundspecht

@MJBerlinHD

Ich kann mit Dir fühlen, den Mist haben mir auch (seid 2020) hier am laufen .... Ich würde aber mal beim Ordnungsamt anrufen ! Weil andauernde Lärmbelästigung sind in der Tat nicht hinzunehmen.

Am besten alles was Du schriftlich hast (Lärmprotokol usw. ) dem Ordnungsamt bei Bedarf zur Verfügung stellen. Die Familie über uns hat sich dadurch einen Busgeldbescheid i.H.v 250€ eingefangen.

Bei Wiederholung , steigt da auch die Summe und kann im schlimmsten Falle bis zu 5000€ betragen
So viele Idioten, und nur eine Sense.

Irgendwann legte der Tot seine Sense beiseite , und bestieg einen Mähdrescher, um den Idioten Herr zu werden !

MJBerlinHD

@Bundspecht
Klar, wäre ne Möglichkeit. Primär geht es mir aber wirklich darum, eine andere Wohnung und einen Umzug zu realisieren.

Bundspecht

Zitat von: MJBerlinHD am 24. März 2022, 15:07:19rimär geht es mir aber wirklich darum, eine andere Wohnung und einen Umzug zu realisieren.

Kann ich nachvollziehen .... aber, wer gibt Dir die Gewissheit, dass es in einer neuen Wohnung nicht noch schlimmer ist oder wird ?

So viele Idioten, und nur eine Sense.

Irgendwann legte der Tot seine Sense beiseite , und bestieg einen Mähdrescher, um den Idioten Herr zu werden !