Lohnt sich Arbeiten mit dem Bürgergeld?

Begonnen von putinow, 09. Februar 2023, 19:54:33

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ellie

Zitat von: Izzi am 10. Februar 2023, 16:04:35Deutschland ist für echte Fachkräfte auch aus diesem Grund unattraktiv. Andere Länder bieten mehr Netto vom Brutto.
So siehts aus. Darum finden sich hier auch kaum "echte" ausländische Fachkräfte. Die werden von anderen Ländern angezogen.

Schnuffel01

Sind 2200 € zu wenig? Ukrainer lehnt Jobangebot in Saalfeld ab.

Wenn sich Fachkräftemangel und Bürgergeld gegenseitig im Wege stehen, weiß auch der Chef des Jobcenters nicht wirklich weiter. Ein aktueller Fall aus Saalfeld.


ZitatVitaly A. (Name geändert) hat schon einiges auf die Reihe gebracht in seinem Leben. Er war Verkaufstrainer bei Apple, selbstständiger Händler von Elektronik, Logistikchef in einer Firma, die Trucks und Maschinen vermietet. Der 39-Jährige spricht Russisch, Englisch, ein bisschen Deutsch, kennt sich mit Computersystemen aus, mit Studiotechnik und akustischen Systemen. Außerdem hat der Ukrainer eine Frau und zwei Kinder, die er vor dem Krieg in der Heimat in Sicherheit gebracht hat. Nach Saalfeld in Thüringen.

Gefunden hat ihn dort einer aus der Generation jener Männer und Frauen, die in der Wendezeit ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen und ein Unternehmen gründeten. Inzwischen ist der Gründer von einst Ende 60, die 40-Mann-Firma in den Händen der nächsten Generation. Ganz aber will er die Füße noch nicht still halten. Seine Mission ist es, dem innovativen Unternehmen, das es ohne ihn nicht geben würden, Fachkräfte zuzuführen, die dringender denn je benötigt werden. Aktuell sucht man beispielsweise Software-Entwickler. System- und Netzwerktechniker.

Wenig Verständnis bei den potenziellen Kollegen

So stieß er über die Erstaufnahmestelle von ukrainischen Flüchtlingen im Landkreis im vorigen Jahr auf Vitaly A. Eine Probearbeit wurde vereinbart, offenbar waren beide Seiten zufrieden. Im Ergebnis erhielt der Ukrainer das Angebot für einen Vollzeitjob in der Saalfelder Firma. 2200 Euro brutto sollte das Einstiegsgehalt betragen. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit kam die Absage. Er wolle erstmal doch lieber nicht arbeiten, ließ A. die Belegschaft wissen, die anschließend "geschlossen einen Schritt nach rechts" gemacht habe, wie der Gründer sagt. Oder anders ausgedrückt: Das Verständnis hielt sich in Grenzen.

Über die konkreten Motive ist nichts bekannt. Womöglich strebt der Geflüchtete eine Arbeit an, die seiner Qualifikation besser entspricht. Womöglich hat es auch einfach nicht gepasst. Für den letztlich erfolglosen Vermittler ist klar, dass sich A. nicht nur mit Computern, sondern auch mit Zahlen auskennt. Wie alle ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland, hat die Familie Anspruch auf Bürgergeld. Außerdem übernimmt der Staat die Kosten der Unterkunft, also Kaltmiete plus Nebenkosten wie Heizung und Warmwasser. Im Fall der Familie A. summiert sich das Bürgergeld für Vitaly (502 Euro), seine Ehefrau (451 Euro), das ältere Kind (420 Euro) und das jüngere Kind (248 Euro) auf 1621 Euro. Das dürfte in etwa dem entsprechen, das Vitaly A. in der Saalfelder Firma netto verdient hätte. Nur dass ihm dort niemand Wohnung und Heizkosten bezahlt hätte. Unterm Strich fährt die Familie finanziell besser, wenn sie weiter auf Kosten des Staates lebt. Ein Problem, das übrigens auch für jeden Deutschen gilt.

Geringer Abstand zwischen Mindestlohn und Bürgergeld

Uwe-Jens Kremlitschka, Geschäftsführer des Jobcenters Saalfeld-Rudolstadt, kennt das Problem, das nicht erst mit dem Bürgergeld ("Neuer Wein in alten Schläuchen") auftritt, nur zu gut. Selbst wenn man zum Arbeitseinkommen noch Kindergeld und Wohngeld addiere, sei der Abstand zwischen Mindestlohn und Bürgergeld zu gering. Familien mit mehreren Kindern stehen sich bei Bürgergeld oft sogar besser, als wenn einer arbeiten geht, wie offizielle Berechnungen zeigen.

Hinzu kommt, dass spätestens seit Corona bei Miete und Heizkosten Angemessenheit kein Thema mehr ist. "Wir zahlen, was gefordert wird", sagt Kremlitschka und weiß auch, was man damit auslöst: "Was nichts kostet, ist auch nichts wert". Warum sollte jemand beispielsweise auf die Raumtemperatur achten, wenn er von den Einsparungen nichts hat? Das alles aber sei "politisch so gewollt", sagt der Mann, der sein Arbeitsleben so gut wie hinter sich hat und schon früher gelegentlich aneckte, etwa als er in einem Zeitungsinterview erklärte, dass jeder Dritte seiner Kunden im Jobcenter "arbeitsunwillig" sei.

240 Ukrainer lernen aktuell in Deutschkursen

Den Ukrainern, die damals noch in der Ukraine lebten, will er das nicht prinzipiell unterstellen. Er habe die Hoffnung, dass zu den gut 70 (von 1300) Ukrainern in Saalfeld-Rudolstadt, die man bisher in Arbeit gebracht hat, noch weitere hinzu kommen. Mitte Februar gibt es die Abschlüsse in den ersten Deutschkursen, die zumeist auf ein halbes Jahr angelegt sind und in denen aktuell 240 Ukrainer die Sprache ihres Gastlandes lernen. "Das Interesse an Arbeit ist bei ihnen jedenfalls höher, als bei einigen unserer Dauerkunden", sagt Kremlitschka. Und setzt auf das Fachkräftepotenzial aus dem Osten: "Wenn wir die Frauen in Arbeit haben und die Kinder in Kindergärten und Schulen, dann kommen auch die Männer".

Apropos Männer: Kremlitschka, im früheren Leben übrigens Braumeister, hat seinen männlichen Kunden aus der Ukraine eine Frage gestellt, die auch im Fall Vitaly A. immer im Raum steht: Wie kommen Männer im wehrpflichtigen Alter, die die Ukraine eigentlich nicht verlassen dürfen, nach Deutschland? Einer hat ihm geantwortet: Entweder Sie haben viele Kinder. Oder viel Geld.


https://www.otz.de/regionen/saalfeld/sind-2200-euro-zu-wenig-ukrainer-lehnt-jobangebot-in-saalfeld-ab-id237517359.html
"Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."   Jean-Claude Juncker

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.   Marie von Ebner-Eschenbach

putinow

Ich sag mal so. Selbst wenn die 2200€ Netto sind, hat er alles richtig gemacht. 4 Personen = 4x Bürgergeld + Kindergeld + Wohnung incl. NK bezahlt. Da sind 2200€ kein wirklicher Anreiz zu arbeiten. Und nicht zu vergessen als ukrainischer Kriegsflüchtling hat er die Möglichkeit mit 58 in Rente zu gehen, während der dumme Deutsche bis 67 malochen darf.

AlterGaul

"The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants."
Thomas Jefferson

Patrick87

Zitat von: putinow am 10. Februar 2023, 16:13:30
ZitatDas Gehalt, die 520,- € werden dir voll ausbezahlt! Durch dein Arbeitseinkommen verringert sich dein Sozialleistungsanspruch!
Ach Leute kommt schon. Wir wollen doch nicht mit Taschenspielertricks, linke Tasche, rechte Tasche usw. arbeiten. Wichtig für jeden Berufstätigen ist doch was am Ende Netto übrig bleibt und ob sich der Mehraufwand (Arbeit) überhaupt rechnet. Und nur darum geht es.

Man hätte beim Bürgergeld so vieles besser machen können, so zB. das man den Freibetrag von 100 auf 500€ angehoben  hätte. Das würde dementsprechend mehr Anreiz zur Arbeit schaffen, die sich dann natürlich auch eher lohnen würde.


 :lachen:

Genau das Gegenteil wäre der Fall: Dann würde ich wirklich alle Leute für komplett bescheuert halten, die noch mehr als maximal 40-45 Stunden arbeiten gehen würden. Außer natürlich die bekommen ein super Gehalt.

Voller Regelsatz + KDU + GEZ-Befreiung + 500 Euro Freibetrag. Ich krieg mich echt nicht mehr ein vor lauter Lachen.

selbiger

Zitat von: Sheherazade am 10. Februar 2023, 15:51:29
Zitat von: selbiger am 10. Februar 2023, 15:20:36wenn ich arbeite mir aber nen erheblicher teil davon auch noch weggenommen wird.

Wer nimmt denn da was weg, der Vermieter, der Energieversorger, das Finanzamt?


das amt..??wird doch angerechnet anstatt es dem jenigen komplett zu belassen..wenn das denn unfair gegenüber arbeitenden ist..tja..sollte man halt bessere lohne zahlen..und wie schon gesagt niedriglohn sektor etz usw abschaffen oder gar verbieten..man brächte sich denn über diese materie nicht mehr den kopf zerbrechen..eigentlich relativ isy..
Sich zu Tode arbeiten,ist die einzige gesellschaftliche anerkannte Form des Selbstmordes.

Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge,die sie schon hundertmal gehört haben,als eine Wahrheit,die ihnen völlig neu ist.

Bodoballermann

Arbeiten gehen lohnt sich immer hier wo ich wohne gibt es Arbeit ohne Ende grade für Leute die nichts gelernt haben
Klar man sollte gesund sein und auch wollen arbeiten zu gehen
Wenn ich heut nicht geh,dann ebend morgen

selbiger

Zitat von: Bodoballermann am 11. Februar 2023, 08:06:33Arbeiten gehen lohnt sich immer hier wo ich wohne gibt es Arbeit ohne Ende grade für Leute die nichts gelernt haben
Klar man sollte gesund sein und auch wollen arbeiten zu gehen

die meisten wollen arbeiten..man verlangt aber das diese in jobs gehen wovon sie letztlich nicht leben können..statdessen aufstocken wo man diese zumindest unter kontrolle hat..und warum eine arbeit immer hinterher reisen.?haben die da vor ort keine arbeitslose die man erstmal verwenden kann..??
Sich zu Tode arbeiten,ist die einzige gesellschaftliche anerkannte Form des Selbstmordes.

Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge,die sie schon hundertmal gehört haben,als eine Wahrheit,die ihnen völlig neu ist.

Whoops

Zitat von: Bundspecht am 10. Februar 2023, 16:14:08
Zitat von: Izzi am 10. Februar 2023, 16:04:35Deutschland ist für echte Fachkräfte auch aus diesem Grund unattraktiv

Selbst die Erntehelfer, die sonst immer in Scharen hier waren , arbeiten lieber wo anders... Gab es doch erst letztens , wo Bauer ihre Erdbeer und Spargelfelder umpflügen mussten, da es keine Erntehelfer gab !

Wenn ich mich da richtig erinnere lag das aber nicht am Geld sondern an Corona - sie durften einfach nicht.

Hartzer Rolle

Jemand, der nichts gelernt hat, wird nie in der Lage sein genug zu verdienen, um eine Familie zu ernähren, im Gegensatz zur Bürgergeldleistung.
Je mehr Kinder, desto unwahrscheinlicher. Stellt sich also die Frage, ob jemand für 330 Euro mehr in der Tasche Vollzeit arbeiten will.  :weisnich:

chrisi01

Ich bin für das bedingungslose Grundeinkommen.  :ok:

madinksa

Ich bin dafür, dass alle einen Beruf erlernen und arbeiten.

selbiger

Zitat von: Hartzer Rolle am 11. Februar 2023, 13:48:47Jemand, der nichts gelernt hat, wird nie in der Lage sein genug zu verdienen, um eine Familie zu ernähren, im Gegensatz zur Bürgergeldleistung.
Je mehr Kinder, desto unwahrscheinlicher. Stellt sich also die Frage, ob jemand für 330 Euro mehr in der Tasche Vollzeit arbeiten will.  :weisnich:



ich bin fairerweise für gleicher lohn für gleiche arbeit..weil..??auch ungelernte haben ihre rechnungen zu begleichen..und dazu bedarf es eebndso einen lohn mit soliedem auskomemn..ich kenne keinen ungelernten arbeiter der auf grund von ungelerntem nen günstigeren lebensunterhalt hat..die fixkosten machen nämlich nicht vor ungelenten halt..

man könnte doch das kinder kriegen für sozialschwache verbieten..würde man denn immer noch für 330 mehr im monat arbeiten..?? :weisnich:..fakt ist das das kinder kriegen derer den lebensunterhalt sichert..und ein wertiges auskommen schaft..zum nachteil deren kinder..
Sich zu Tode arbeiten,ist die einzige gesellschaftliche anerkannte Form des Selbstmordes.

Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge,die sie schon hundertmal gehört haben,als eine Wahrheit,die ihnen völlig neu ist.

Izzi

Zitat von: AlterGaul am 10. Februar 2023, 18:49:38Quelle und Beispielrechnung?
:sleep:

Zitat von: chrisi01 am 11. Februar 2023, 14:11:52Ich bin für das bedingungslose Grundeinkommen.  :ok:
Kommt drauf an, wie es ausgearbeitet wird.

Zitat von: madinksa am 11. Februar 2023, 14:18:48Ich bin dafür, dass alle einen Beruf erlernen und arbeiten.
Es ist auch möglich, in einem ungelernten Job zu arbeiten. Es ist ebenso möglich, trotz Ausbildung arbeitslos zu sein.

chrisi01

@Izzi

Das wäre mal eine sinnvolle Entwicklung.