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Wöchentliche Einladungen

Begonnen von Turok, 31. Mai 2023, 13:01:02

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götzb

Wöchentliche Vorladungen - selbst U25er mit längere Arbeitslosigkeit
mit besten Voraussetzungen werden nicht so drangsaliert.

Wenn der schon so argumentiert wie gelesen, kann man ja von Kundenseite auch mal ruppiger herüberkommen.

Das Gegenüber muss erkennen, das er mit einem Kunden nicht wie mit einen zu Erziehenden umgehen kann.
Liebes Corona. Vielen Dank das dank dir die Jobcenter 3 Monate schließen mussten. #auch Pandemien haben ihre guten Seiten.
Arbeit bekämpfen, Automatisierung fördern ! Das evangelische Arbeitsethos ist das Grundübel dieser Gesellschaft.

Phil_N

Zitat von: götzb am 05. Juni 2023, 14:42:17Wenn der schon so argumentiert wie gelesen, kann man ja von Kundenseite auch mal ruppiger herüberkommen.

Klar, verständlich ist das. Die Frage ist aber doch: Was bringt es Turok, jetzt Kontra zu geben und ruppiger zu werden? Aufgrund meiner eigenen JC-Erfahrung glaube ich, dass es ihm nichts Positives bringt, sondern eher zu noch mehr Einladungen und Zuweisungen zu Unsinnsmaßnahmen führen wird, wenn er nun mit mehr "Ruppigkeit" reagiert.

Auf Ruppigkeit mit Ruppigkeit zu reagieren, führt oft dazu, dass sich die Sache noch weiter hochschaukelt. Beide Beteiligten sehen sich schließlich im Recht. Es kommt dadurch zu einer Aktions-Reaktions-Kette nach dem Motto: Würde der andere nicht immer X machen, wäre ich ja nicht gezwungen, Y zu machen. Das wird als sich selbst erfüllende Prophezeiung bezeichnet.

Beispiel dafür: Herr Müller ist Arbeitsvermittler im Jobcenter. Sein neuer Kunde, Herr Turok, erscheint zum Erstgespräch. Beide Herren kennen sich noch nicht. Wenn Herr Müller nun von vornherein fordernd und von oben herab kommuniziert, wird das Abwehr bei Herrn Turok auslösen, die Herr Müller dann wiederum als Bestätigung seiner Vorurteil auffasst, dass Herr Turok hart rangenommen werden müsse. Das verstärkt aber nur die Abwehr des Herrn Turok, was dann Herrn Müllers Überzeugung noch weiter verstärkt, dass Herr Turok noch viel härter rangenommen werden müsse.

So entsteht ein Teufelskreis, der letztlich dazu führt, dass keinerlei konstrutive Kommunikation zwischen den beiden mehr möglich ist, weil jeder den anderen als Gegner sieht. Leider passiert sowas so manches Mal im Jobcenter. Wenn nun nichts geändert wird, läuft diese Negativspirale immer weiter. Das Arbeitsverhältnis von Herrn Müller und Herrn Turok wird so immer schlechter und konstruktive Kommunikation ist kaum mehr möglich.

Die Frage ist: Wie lässt sich diese Negativspirale durchbrechen? Die Antwort lautet: Indem eine der beiden Personen den Anfang macht und sich entscheidet, bewusst anders als bisher zu agieren. Die dadurch entstehende Irritation beim gegenüber eröffnet die Chance für einen Wandel der Kommunikation. Wenn der Arbeitsvermittler diesen Wandel zu erbringen nicht fähig ist, kann es Sinn machen, wenn Turok ihn geht. Ich sehe sonst nur wenig andere Optionen, das Problem des geschilderten Konfliktes aufzulösen.

Klar kann Turok auch eine Beschwerde und Bitte um Wechsel des Arbeitsvermittler einreichen. Das kann aber auch dazu führen, dass der Vermittler - wenn sein Chef ihm den Rücken stärkt und den Wechsel ablehnt - noch viel wütender auf Turok wird und die erlebte "Schikane" noch verstärkt. Ich meine: Irgendwer muss den Anfang machen und anders (re)agieren als bisher. Sonst läuft alles immer weiter wie bisher. Damit ist Turok kaum geholfen.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

Hansejunge

Zitat von: Phil_N am 05. Juni 2023, 19:15:10
Zitat von: götzb am 05. Juni 2023, 14:42:17Wenn der schon so argumentiert wie gelesen, kann man ja von Kundenseite auch mal ruppiger herüberkommen.
Die Frage ist: Wie lässt sich diese Negativspirale durchbrechen?

Diese Frage stelle ich mir auch, ich stecke ja in einer ähnlichen "Belastungssituation" mit dem JC.

Soll man den SB direkt darauf ansprechen?

- Warum sind Sie so und so?
- Warum reagieren Sie so und so?
- Ich würde mir wünschen, dass unsere Gespräche so und so verlaufen würden und nicht, wie jetzt
- Herr SB, man hat den Eindruck, dass Sie das und das versuchen, Druck aufbauen, etc. Geht das auch anders?

Hier ist es natürlich immer sehr subjektiv zu sehen, ob ein SB sich überhaupt darauf einlässt. Bei mir, wie im Thread von mir schon beschrieben, habe ich da wenig bis keine Hoffnung, weil der SB nach 3 Minuten "Erstkontakt" schon überheblich anfing. "Interesse" zeigte dieser gar nicht.

Aber ich will das jetzt hier nicht vermischen, steht ja alles "bei mir" im Thread.

Mir geht es um die richtigen "Wellenbrecherfragen", womit man die Situation vielleicht neu einnorden kann.

götzb

Zitat von: Phil_N am 05. Juni 2023, 19:15:10
Zitat von: götzb am 05. Juni 2023, 14:42:17Wenn der schon so argumentiert wie gelesen, kann man ja von Kundenseite auch mal ruppiger herüberkommen.

Klar, verständlich ist das. Die Frage ist aber doch: Was bringt es Turok, jetzt Kontra zu geben und ruppiger zu werden? Aufgrund meiner eigenen JC-Erfahrung glaube ich, dass es ihm nichts Positives bringt, sondern eher zu noch mehr Einladungen und Zuweisungen zu Unsinnsmaßnahmen führen wird, wenn er nun mit mehr "Ruppigkeit" reagiert.

Stimmt natürlich das auch die Situation beachtet werden sollte.

Aber mehr Zwangsmaßnahmen und ähnliches kostet dem Jobcenter ja auch Geld.
Vor allen wenn der Kunde keine Unterschriften leistet, kann dieser
Müll in der Regel auch nicht vollzogen werden.

Noch mehr Einladungen als 1 mal die Woche ?

Und auch der Arbeitsvermittler sollte so viel mindest-IQ besitzen, das sein Gegenüber kein Paket ist wie bei Amazon, sondern ein Mensch. (Rein auch aus Selbstschutz)

Sonst kann dann die Situation durchaus aus der Kontrolle geraten. Zum Glück sind solche JC Typen wie hier geschildert selten, sonst würde ich mich nicht über mehr Angriffe seitens des Kunden auf JC MA nicht wirklich wundern.
Liebes Corona. Vielen Dank das dank dir die Jobcenter 3 Monate schließen mussten. #auch Pandemien haben ihre guten Seiten.
Arbeit bekämpfen, Automatisierung fördern ! Das evangelische Arbeitsethos ist das Grundübel dieser Gesellschaft.

Spring23

Zitat von: Phil_N am 05. Juni 2023, 19:15:10...Die Frage ist: Wie lässt sich diese Negativspirale durchbrechen? Die Antwort lautet: Indem eine der beiden Personen den Anfang macht und sich entscheidet, bewusst anders als bisher zu agieren. Die dadurch entstehende Irritation beim gegenüber eröffnet die Chance für einen Wandel der Kommunikation. Wenn der Arbeitsvermittler diesen Wandel zu erbringen nicht fähig ist, kann es Sinn machen, wenn Turok ihn geht. Ich sehe sonst nur wenig andere Optionen, das Problem des geschilderten Konfliktes aufzulösen.
...
Da ist viel Wahres dran. Es ist ja verständlich und wer kennt das nicht. Das Gegenüber kommt einem blöd rüber, man ärgert sich und will zeigen, dass man das nicht mit sich machen lässt.

Schwierig, aber effektiv: Betont freundlich bleiben. Weiter nett sein. Höflich und ruhig bleiben.

Hat nichts mit "mit sich machen lassen" zu tun, man ist ja derjenige, der das entscheidet- man müsste nicht. Man entscheidet auf das blöde Spiel des Gegenüber nicht einzugehen, sich nicht auf seine Ebene zu begeben.

Die Seite, die als erste überheblich, ruppig oder wie auch immer blöd daher kam, hält das in der Regel nicht durch, weiter so zu bleiben, weil es eben zum höflichen und netten Verhalten des anderen nicht passt.

Außerdem bietet man keine Angriffsfläche, weil man das ruppige Verhalten des anderen an sich abperlen lässt.

Zugegeben: Das ist sauschwer, weil das großkotzige Verhalten des Gegenüber einen zur Weißglut treibt.

Aber in der Tat dennoch effektiv. In den meisten Fällen. Leider kein Patentrezept.

Bundspecht

Zitat von: Spring23 am 06. Juni 2023, 07:44:43Außerdem bietet man keine Angriffsfläche, weil man das ruppige Verhalten des anderen an sich abperlen lässt.

Kenne ich anders.... 2010 hatte ich eine Arbeitsvermittlung der übelsten Sorte. Diese war von Haus aus auf "Krawall" gebürstet. Keine Ahnung warum  :weisnich:

In dem Jahr ist dann auch unsere Tochter auf die Welt gekommen. Bei einem Termin  kurz nach der Geburt, knallte mir die Nuss an den Kopf "anstatt Kinder in die Welt zu setzen, hätte ich lieber einen Job suchen sollen" (völlig davon abgesehen, dass es meine Gesundheit schon damals nicht zugelassen hätte was passendes zu finden)....

Naja , ich bin wortlos aufgestanden, raus aus dem Zimmer und hinter mir die Tür zugeknallt (ich weis macht man nicht, aber ich war angepisst) ...

Das gute daran war, dass hat aber jeder im JC (recht kleiner Laden) mitbekommen ! Ich aber Zack zur Anmeldung und den Leiter verlangt... Der kam aber schon von selber aus seinem Büro , und wollte wissen was los währe.

Ende vom Lied war, ich habe einen neuen SB bekommen , mit dem man tatsächlich auch vernünftig reden konnte !

 
So viele Idioten, und nur eine Sense.

Irgendwann legte der Tot seine Sense beiseite , und bestieg einen Mähdrescher, um den Idioten Herr zu werden !

Lina

Zitat von: Phil_N am 05. Juni 2023, 19:15:10
Zitat von: götzb am 05. Juni 2023, 14:42:17Wenn der schon so argumentiert wie gelesen, kann man ja von Kundenseite auch mal ruppiger herüberkommen.

Klar, verständlich ist das. Die Frage ist aber doch: Was bringt es Turok, jetzt Kontra zu geben und ruppiger zu werden? Aufgrund meiner eigenen JC-Erfahrung glaube ich, dass es ihm nichts Positives bringt, sondern eher zu noch mehr Einladungen und Zuweisungen zu Unsinnsmaßnahmen führen wird, wenn er nun mit mehr "Ruppigkeit" reagiert.

Auf Ruppigkeit mit Ruppigkeit zu reagieren, führt oft dazu, dass sich die Sache noch weiter hochschaukelt. Beide Beteiligten sehen sich schließlich im Recht. Es kommt dadurch zu einer Aktions-Reaktions-Kette nach dem Motto: Würde der andere nicht immer X machen, wäre ich ja nicht gezwungen, Y zu machen. Das wird als sich selbst erfüllende Prophezeiung bezeichnet.

Beispiel dafür: Herr Müller ist Arbeitsvermittler im Jobcenter. Sein neuer Kunde, Herr Turok, erscheint zum Erstgespräch. Beide Herren kennen sich noch nicht. Wenn Herr Müller nun von vornherein fordernd und von oben herab kommuniziert, wird das Abwehr bei Herrn Turok auslösen, die Herr Müller dann wiederum als Bestätigung seiner Vorurteil auffasst, dass Herr Turok hart rangenommen werden müsse. Das verstärkt aber nur die Abwehr des Herrn Turok, was dann Herrn Müllers Überzeugung noch weiter verstärkt, dass Herr Turok noch viel härter rangenommen werden müsse.

So entsteht ein Teufelskreis, der letztlich dazu führt, dass keinerlei konstrutive Kommunikation zwischen den beiden mehr möglich ist, weil jeder den anderen als Gegner sieht. Leider passiert sowas so manches Mal im Jobcenter. Wenn nun nichts geändert wird, läuft diese Negativspirale immer weiter. Das Arbeitsverhältnis von Herrn Müller und Herrn Turok wird so immer schlechter und konstruktive Kommunikation ist kaum mehr möglich.

Die Frage ist: Wie lässt sich diese Negativspirale durchbrechen? Die Antwort lautet: Indem eine der beiden Personen den Anfang macht und sich entscheidet, bewusst anders als bisher zu agieren. Die dadurch entstehende Irritation beim gegenüber eröffnet die Chance für einen Wandel der Kommunikation. Wenn der Arbeitsvermittler diesen Wandel zu erbringen nicht fähig ist, kann es Sinn machen, wenn Turok ihn geht. Ich sehe sonst nur wenig andere Optionen, das Problem des geschilderten Konfliktes aufzulösen.

Klar kann Turok auch eine Beschwerde und Bitte um Wechsel des Arbeitsvermittler einreichen. Das kann aber auch dazu führen, dass der Vermittler - wenn sein Chef ihm den Rücken stärkt und den Wechsel ablehnt - noch viel wütender auf Turok wird und die erlebte "Schikane" noch verstärkt. Ich meine: Irgendwer muss den Anfang machen und anders (re)agieren als bisher. Sonst läuft alles immer weiter wie bisher. Damit ist Turok kaum geholfen.

@Phil_N

Mit Deiner Argumentation liegst Du genau richtig. Und genau da liegt das Problem. Der JC Mitarbeiter sollte nicht das Recht haben, sich gegenüber dem Arbeitslosen so aufzuspielen.
Durch das Machtgehabe des JC mir gegenüber ist ein negativer Prozess in Gang gekommen. Außerdem werden Arbeitslose oft vom JC diffamiert und aus dem normalen Berufsleben rausgedrängt. Letztendlich geht es um Schadenersatz wegen der dummen Vorgehensweise des JC und wie man den erhalten/erzwingen kann.

Hansejunge

Wie will/soll man denn bei Bemerkungen wie:

"Sie hätten mal lieber einen Job suchen sollen, anstatt Kinder zu bekommen."

"Kein Wunder, dass Sie keinen Job haben, wenn Sie bei Vorstellungsgesprächen so komisch reagieren."

betont freundlich und ruhig bleiben?


Ich persönlich könnte mich nur "abreagieren" und betont freundlich und ruhig bleiben, wenn ich mir einfach das notiere, was der SB sagt, genau in dem Augenblick.

Quasi als Reaktion von mir dann: "Oh, das muss ich mir jetzt notieren für später."

Ob man dann wirklich eine Beschwerde rausschickt oder nicht, ist dann die andere Sache. Die einen sind halt schlagfertig und auf Zack während eines Gespräches, die anderen eher nicht, sind dafür aber "im Hintergrund" dann aktiv, Richtung Beschwerde & Co.

Phil_N

Zitat von: Hansejunge am 05. Juni 2023, 19:49:40Soll man den SB direkt darauf ansprechen?
- Warum sind Sie so und so?
- Warum reagieren Sie so und so?
- Ich würde mir wünschen, dass unsere Gespräche so und so verlaufen würden und nicht, wie jetzt
- Herr SB, man hat den Eindruck, dass Sie das und das versuchen, Druck aufbauen, etc. Geht das auch anders? 

Es gibt kein Patentrezept. Wie ein Mensch sich verhält, kann ja nicht 100 % sicher vorhergesagt werden. Was man aber sagen kann, ist: Wenn man mit dem derzeitigen Handeln nicht weiterkommt, macht es Sinn, mal was anderes auszuprobieren. Und darum geht es.

Bewusst auf die Meta-Ebene zu gehen und anzusprechen, dass man den Eindruck hat, dass die Kommunikation nicht konstruktiv verlaufe (ohne Anklagen), kann Wunder bewirken, denn es verstört erstmal das Gegenüber. So eine positive Verstörung kann Nachdenken in Gang setzen. Außerdem zeigt es dem Gegenüber, dass du wirklich an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert bist.

Ich rate dazu, das mal auszuprobieren, denn was hast du schon zu verlieren? Im ungünstigsten Fall bringt dein Strategiewechsel gar nix und alles bleibt wie es ist. Im besten Fall bewirkt deine Verstörung aber etwas Positives. Eine Frage wie ,,wie können wir es hinkriegen, dass wir fortan sachlicher miteinander reden", kann hilfreich sein. 

Zitat von: götzb am 05. Juni 2023, 23:55:41Aber mehr Zwangsmaßnahmen und ähnliches kostet dem Jobcenter ja auch Geld. Vor allen wenn der Kunde keine Unterschriften leistet, kann dieser Müll in der Regel auch nicht vollzogen werden.

Das Jobcenter kauf MAbE-Maßnahmen nach § 16 SGB II i. V. m. § 44 SGB III nach Ausschreibungen in der Regel bei Bildungsträgern ein. Die Jobcenter zahlen dann, egal wie viele Leute den Kurs besuchen. Daher haben sie ein Interesse, dass möglichst viele ,,Kunden" an sowas teilnehmen (und auch deshalb, weil die Teilnehmenden während der MAbE statistisch gesehen nicht arbeitslos sind, sondern nur arbeitsuchend).

Es kommt im Jobcenter regelmäßig vor, dass Teamleiter den Arbeitsvermittlern vorgeben, dass z. B. jeder bis Ende der Woche 2 Leute zu Maßnahme XYZ zuweisen muss. Die meisten AV sind keine gemeinen Schikanöre, die den Arbeitslosen irgendwas Böses wollen. Die machen einfach relativ emotionslos ihren Job und führen das auf, was ihnen aufgetragen wird (vom Gesetzgeber wie auch von den Vorgesetzten).

Dass viele MAbE den Arbeitslosen nix bringen, wissen die meisten AV durchaus. Aber sie haben ihre Vorgaben. Davon abgesehen gibt es aber einige MAbE, die für gewisse ,,Kunden" wirklich sinnvoll sein können. Leute mit Zwang zur Teilnahme daran zu verpflichten, macht indes wenig Sinn, denn die Atmosphäre im Kurs ist dann entsprechend toxisch aufgeladen, wenn kaum ein Teilnehmer freiwillig im Kurs sitzt. Ohne Zwang würde aber kaum wer teilnehmen. Das ist das Dilemma, in dem sich die Arbeitsvermittler befinden, unter dem die "Kunden" dann mitunter leiden.

Richtig ist, dass man an vielen dieser Kurse nur durch Unterschrift teilnehmen kann. Man kann zu einer solchen nicht gezwungen werden. Es kann aber sehr wohl passieren, dass das JC die Nichtunterschrift als Verweigerung der Teilnahme wertet und entsprechend sanktioniert. Ob das rechtlich haltbar ist, klärt im Zweifelsfall das Sozialgericht, wenn man dagegen vorgehen. Ich will das moralisch nicht bewerten. Ich will nur aufzeigen, wie es in der Praxis läuft.

Zitat von: Hansejunge am 06. Juni 2023, 09:54:57Wie will/soll man denn bei Bemerkungen wie:
"Sie hätten mal lieber einen Job suchen sollen, anstatt Kinder zu bekommen."
"Kein Wunder, dass Sie keinen Job haben, wenn Sie bei Vorstellungsgesprächen so komisch reagieren."
betont freundlich und ruhig bleiben?

Auch darauf gibt es keine immer richtige Antwort. Was ich aber empfehlen würde, womit ich selbst gute Erfahrung gemacht habe, ist, zu versuchen, auf eine sachliche, nicht emotionale Ebene zu gehen. Man kann das z. B durch Bitte um Spezifikation erreichen. Auf Fragen wie die obigen kannst du dann antworten: ,,Wie genau meinen Sie das?" oder ,,Warum glauben Sie, dass das so ist?" oder ,,Was meinen Sie mit komisch?"

Kurzum gilt: Auf unsachlich wahrgenommene Fragen mit Gegenfragen zu reagieren, kann hilfreich sein. Hilfreich sein kann es ebenfalls, anzusprechen, dass man bestimmte Aussagen/Fragen des Gegenübers als provokativ oder gar beleidigend empfindet. Das gibt dem Gegenüber die Möglichkeit, sich dazu zu äußern, darüber nachzudenken und ggf. zu erklären, dass das so nicht gemeint ist. Manchmal hilft das.

Sich immer wieder selbst einreden, sachlich zu reagieren, auch wenn es schwer fällt, kann eine passende Strategie sein. Eine andere mögliche Strategie ist es, zu versuchen, das Gespräch zu steuern und bewusst den aktiven Part einzunehmen, also selbst diverse Fragen zu stellen. Egal wie man vorgeht, ganz wichtig ist immer, sich nicht provozieren zu lassen, auch wenn man manche Fragen als Provokationen auffasst und auch wenn das schwer fällt.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

anne

Zitat von: Spring23 am 06. Juni 2023, 07:44:43Leider kein Patentrezept.
Stimmt, ich bin von Anfang an freundlich auf meine damalige Jobcenter Bearbeiterin zugegangen und trotz ihres permanent unerträglichen Umgangs mit mir, höflich und kooperationsbereit geblieben. Das hat das Problem sogar noch verschlimmert. Ich wurde immer weiter gedrückt bis es nicht mehr ging. Nur eine Beschwerde mit der Bitte, den Ansprechpartner zu wechseln, hat Abhilfe geschaffen. Diese Person war leider weiterhin für mich zuständig aber ihr Umgang mit mir hat sich gezwungenermaßen geändert.
Die stellvertretende Geschäftsleitung hat sich sogar für das Verhalten ihrer Angestellten entschuldigt.
Traurigerweise beschweren sich zu wenige Kunden über so einen Umgang.

Übrigens, mir ging es immer sehr schlecht nach Terminen mit o.a. Person. Ob das im Sinne einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist, kann ich nur bezweifeln. Die Psyche leidet enorm und dann wundern sich Menschen noch, dass Termine von geschädigten Kunden nicht und nicht gerne wahrgenommen werden. Ein schrecklich grausames System ist das. Unmenschlich trifft es noch eher.

Phil_N

@anne: Es tut mir leid, dass du diese Erfahrung gemacht hast! Dass Menschen Angst vor Terminen im Jobcenter haben, habe ich leider schon öfter gehört. Ebenso habe ich es schon oft gelesen, dass der Druck, den das JC macht, krank machen kann. Studien sagen daher auch, dass etwa 37 % der Menschen, die ALG II beziehen, psychisch krank sind. Siehe dazu hier und hier .

Allerdings muss man der Vollständigkeit halber auch sagen, dass die Wirkrichtung nicht immer klar ist, dass man also nicht mit Sicherheit sagen kann, ob der Leistungsbezug psychisch krank macht oder ob psychische Erkrankungen erst zum Leistungsbezug führen (beides kann der Fall sein und sich vermengen, siehe dazu hier).

In jedem Fall gilt, dass eine Grundsicherung, die Menschen Angst macht, statt sie zu befähigen, verbesserungswürdig ist. Und eine solche Verbesserung ist möglich. Sie fängt an mit der Haltung der Arbeitsvermittler. Die können etwas ändern, wenn wie denn wollen – auch in dem bestehenden restriktiven gesetzlichen Rahmen. Denn trotz dessen, dass es einen Zwangskontext im Jobcenter gibt, können Arbeitsvermittler wertschätzend mit ,,Kunden" umgehen und denen die Ängste weitgehend nehmen, wenn sie das wollen.

Leider wollen oder könne diverse Arbeitsvermittler das aber nicht. Ich will allerdings nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt nämlich auch viele freundliche Arbeitsvermittler, die sich inständig bemühen, auf möglichst gleicher Augenhöhe mit ,,Kunden" zu arbeiten. Das kann gelingen, wenn man es anstrebt, denn man hat als Arbeitsvermittler doch einiges an Ermessensspielraum. Was ich als wichtige Gründe für ein bestimmtes (Nicht)-Handeln ansehe, entscheide schließlich immer noch ich.

Ich möchte aber trotz dieser Kritik am Ist-Zustand auch eine Lanze für unseren Sozialstaat brechen! Bitte versteh mich diesbezüglich nicht falsch. Ich will nichts schönreden oder suggerieren, dass alles in unserer Grundsicherung toll liefe. Es ist nicht alles toll. Das System als grausam und unmenschlich zu bezeichnen, empfinde ich persönlich aber dennoch als überzogen. Und das sage ich nicht nur als ehemaliger Arbeitsvermittler des Jobcenters, sondern auch als ehemaliger Empfänger von ALG II Leistungen.

So problematisch ich es auch finde, dass im JC oftmals mit Druck gearbeitet wird und dass zu selten auf die Wünsche der ,,Kunden" eingegangen wird, so relativierend will ich auch sagen, dass das System immerhin das Überleben der Menschen sichert (glücklicherweise sind 100 % Sanktionen ja abgeschafft, die es bei unter 25-jährigen früher gab).

Klar kann die Grundsicherung verbessert werden. Ich selbst plädiere für eine sanktionslose Grundsicherung. Ich kann aber auch die Leute verstehen (ohne deren Meinung zu teilen), die sagen, es müsse weiterhin die Möglichkeit einer Sanktionierung für solche Leute geben, die nicht bereit sind, irgendeine Gegenleistung (wie die Arbeitsplatzsuche) für die monatliche ALG II Leistung zu erhalten. Trotz aller berechtigten Kritik an unserem sozialen Sicherungssystem muss man das auch mal im Verhältnis sehen.

Es geht immer besser (wie in den skandinavischen Ländern), aber eben auch schlimmer. Ich war z. B. echt geschockt, als ich in den USA war und gemerkt habe, wie viele Menschen dort in Zelten unter Brücken oder mitten auf dem Gehweg leben. Von sowas sind wir zum Glück weit entfernt in Deutschland. Ich selbst bin jedenfalls froh, in einem Land wie Deutschland zu leben. Als ich ALG II bezogen hatte, war das Geld knapp, aber zumindest musste ich mir um mein Überleben keine Sorgen machen. Das war gesichert – und das ist längst nicht überall auf der Welt so.

Die reine physische Existenzsicherung sollte freilich nicht unser Maßstab sein, denn ein so reiches Land wie Deutschland muss mehr bieten als das. Es sollte auch ein Mindestmaß an kultureller Teilhabe bieten, woran es hapert, wenn man ALG II erhält, weil das Geld zu knapp bemessen ist. Dieses Versäumnis ändert aber nichts daran, dass unser Sozialstaat im internationalen Vergleich weit mehr als der Durchschnitt bietet.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

Bundspecht

Zitat von: Phil_N am 06. Juni 2023, 11:14:17Sich immer wieder selbst einreden, sachlich zu reagieren, auch wenn es schwer fällt, kann eine passende Strategie sein.

Bin ich anderer Meinung .... Was bringt es mir denn immer schön sachlich zu bleiben, wenn der gegenüber völlig resident dagegen ist, und dem es nicht interessiert was man sagt ?

Wenn mir einer doof kommt, kann derjenige keine Freundlichkeit von mir erwarten !

Wie heißt es doch so schön.... "Wie man in den Wald rein ruft ....."
So viele Idioten, und nur eine Sense.

Irgendwann legte der Tot seine Sense beiseite , und bestieg einen Mähdrescher, um den Idioten Herr zu werden !

anne

Die  Steuer und Abgabenlast ist in den USA auch nicht so hoch wie in De. Daher kann ich diese Systeme nicht vergleichen Phil N.

Ich habe den Eindruck Phil N, dein Ansinnen ist es, Jobcenter Kunden "klein" zu halten. Ich hoffe mich zu irren. Ich kann aus Erfahrung raten, sich unangemessenes Verhalten seitens des Jobcenter Ansprechpartners nicht gefallen zu lassen. Das heißt, eine sachliche begründete Beschwerde muß zwingend erfolgen. Möglichst an die obere Geschäftsetage adressiert.
Der "Sachbearbeiter" selbst wird dabei aussen vor gelassen. Soll heißen, keine Androhung meines Vorhabens, keine Gewaltandrohungen oder verbale Entgleisung etc. Anders geht es nicht.

Phil_N

Zitat von: Bundspecht am 06. Juni 2023, 12:53:04Bin ich anderer Meinung .... Was bringt es mir denn immer schön sachlich zu bleiben, wenn der gegenüber völlig resident dagegen ist, und dem es nicht interessiert was man sagt ?

Wenn mir einer doof kommt, kann derjenige keine Freundlichkeit von mir erwarten !

Wie heißt es doch so schön.... "Wie man in den Wald rein ruft ....."

Solange du damit Erfolg hast, ist doch alles gut! Wenn du allerdings mit der Strategie, verbal aggressiv auf verbale Aggressivität zu reagieren, keinen Erfolg hast, weil beide Gesprächspartner sich im Recht sehen und keiner den eigenen Kommunikationsstil änder, passiert in der Regel: Nichts. Es bleibt wie gehabt. Wenn man immer das gleiche macht, ist sehr unwahrscheinlich, dass plötzlich ein anderes Ergebnis bei rauskommt - und eben das soll ja erreicht werden.

Zitat von: anne am 06. Juni 2023, 13:05:08Ich habe den Eindruck Phil N, dein Ansinnen ist es, Jobcenter Kunden "klein" zu halten.

Mein Ansinnen ist es, Menschen aufzuklären und zu ihrem Recht zu verhelfen. Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie du darauf kommst, ich wolle Menschen kleinhalten. Was veranlasst dich dazu, das anzunehmen? Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich bin Sozialarbeiter und will Menschen empowern. Und da ich jahrelange Beratungserfahrung im Rechtskreis des SGB II habe und beide Seiten des Schreibtisches im Jobcenter kenne, schildere ich, was ich im Umgang mit dem JC als hilfreich erlebt habe.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

anne

Wenn du Menschen stärken wollen würdest, würdest du nicht unterschwellig von Beschwerden abraten.
Ich nehme dir jetzt mal die guten Absichten ab. Deine Vorschläge habe ich damals bereits alle ausgeschöpft (Gegenfragen etc) stell dir vor, auch ein H4 Bezieher kommt von ganz allein auf solche Ideen um ein gutes Verhältnis zwischen Jobcenter und sich herzustellen. Das ist aber unmöglich, wenn sich gewisse Sachbearbeiter gar nicht anders verhalten wollen, können oder dürfen.