Was jetzt die vier Kinder anlangt: dass ist mütterlich gesehen eine beindruckende Leistung (keinerlei Ironie von meiner Seite). Es erreicht wissenschaftlich aber immer noch nicht die erforderliche statistitische Signifikanz. Bei einer Placebo-kontrollierten Studie finge es (mit Glück) vielleicht bei 50 Teilnehmern an, bei einer rein epidemiologischen Studie in freier Wildbahn schätzte ich mal grob, dass man da eher im Berreich von 1000 und mehr ist...
Wenn Du so genau über Studien Bescheid weißt, solltest Du vielleicht die von Dir verlinkten Studien nochmal als Wissenschaftlerin, nicht als angehende Mutter, lesen.
In der Harvard-Studie geht es ausschließlich um den positiven Effekt von Hebammenbetreuung und kostenlosen Fahrten zu mit der Schwangerschaft zusammenhängenden Arztbesuchen. Mit diesen Unterstützungen schafften die Kinder später bessere Leistungen in der Schule und landeten weniger häufig im Gefängnis. Von Stress, finanziellen Zuwendungen und anderen Dingen ist in der Studie nicht die Rede.
In der zweiten Studie wird eine Korrelation zwischen Armut und Genmutationen festgestellt.Bei Menschen mit hohem sozioökonomischem Standard gibt es im Mittel 2.546 Mutationen, bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Standard gibt es 1.777 mehr. Eine Kausalität wird nicht nachgewiesen; es gibt auch kein Erklärungsmodell dazu; stattdessen wird darauf verwiesen, dass dazu noch weitere Forschung notwendig ist. Multikollinearität wird nicht untersucht; es könnte also auch daran liegen, dass Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Standard nachweislich im Mittel häufiger rauchen und weniger Sport treiben.
Grundsätzlich haben wir als Gesellschaft eine Vereinbarung dazu, dass wir nicht alles finanzieren und ausschließen können.
Deshalb werden zum Beispiel Medikamente für sehr seltene Krankheiten nicht beforscht, da sie von den Krankenkassen am Ende nicht ausreichend finanziert würden.
Ebenso kann nicht jeglicher Stress von Schwangeren ferngehalten werden. Man würde da auch sehr schnell an die Grenzen dessen stoßen, was ein Staat darf und was er nicht darf. Man stelle sich vor, man würde staatlicherseits überwachen, was geschlechtsreife Eltern mit ihrem Geld machen, um sie vor Schulden in der Schwangerschaft zu schützen.
Alles gute Ideen, aber bei Umsetzung landen wir - warum nicht - in Alice's Wunderland.
Danke, das ist die erste berechtigte Kritik. Ich habe so viele Studien gelesen, und meist Teil unter starken Schmerzen, dass ich beginne sie zu verwechseln (wie gesagt, ich bin mehrfachbehindert). Diese Studie hier zum Beispiel geht etwas weiter, darin wie stark sie Krankheit, Armut und Genschäden verbindet:
https://www.nature.com/articles/s41598-021-82714-2?utm_source=other&utm_medium=other&utm_content=null&utm_campaign=JRCN_1_LW01_CN_SCIREP_article_paid_XMOLWas die Harvardstudie besagt ist, dass die Betreung die kognitive Leistung der Kinder verbessern kann, und dass das Geld spart und nicht kostet. Sie sagt nicht, dass sie soweit verbessert werden können, dass die Kinder mit Kindern der Mittelschicht gleich ziehen, denn die Mittelschicht ist, so wie ich es verstehe, nicht die Kontrollgruppe.
Leider hast Du jetzt gerade auch den Beweis erbracht, dass niemand die verlinktenSeiten (auch nach mehrfacher Aufforderung) liesst. Ich habe die Links verwechselt, also vor dem Posten auch nicht noch mal gelesen, sondern nur aus der Lesezeichenliste kopiert. Und die anderen haben sie sogar nie gelesen, sonst hätten sie mich schon viel früher damit gegrillt. Ich werde mir das im Bezug auf die Nützlichkeit solcher Links innerhalb von Online Argumentationen merken

Ich muss aber auch bei dem ersten Link (Nortwestern University) den ich zum Zusammenhang zwischen Epigenetik, Armut und Krankheit einbrachte etwas einwerfen: So schlecht ist er gar nicht. Zum Verständnis: Das rein wissenschaftliche Beweislevel ist sehr hoch gelegt, denn es gibt keinen guten Grund warum Wissenschaftler sich nicht sehr viel Zeit lassen sollten, um jede Art Fehler auszuschließen. Insofern kann ich verstehen, dass die Authoren der Studie der Nordwestern University trotz ihrer guten Belege noch keine Schüsse ziehen wollten. Das so wirklich viele Gene verändert sind, und dass das keine Schäden am Körper auslösen soll, ist aber extrem unwahrscheinlich.
In der Politik (siehe Klimawandel) kann man nicht immer darauf warten, dass der Schaden ohne jeden wissenschaftlichen Zweifel bewiesen ist. Denn dann ist es meist zu spät. Es reicht das der Schaden nach Stand der Forschung wahrscheinlich ist, um eingreifen zu müssen. Das sogennante Vorsorgeprinzip greift deshalb gerade im Gesundheitsbereich:
https://de.wikipedia.org/wiki/VorsorgeprinzipAus dem FF fällt mir jetzt gleich die Anwendung im Berreich der Klassifikation von möglicherweise gesundheitsgefärdenden Lebensmittel(Zutaten) ein. Auch hier will man nach einem Anfangsverdacht, soweit ich mich erinnere, nicht unbedingt warten, bis bewiesen ist, dass das Lebensmittel wirklich giftig ist. Das kommt dann in die Kategorie C oder so.
Es gibt jetzt auch eine amerikanische NGO, die den Einfluss eines Grundeinkommens auf die Gesundheit von Kindern messen will bzw. damit begonnen hat. Die Sponsorenliste liest sich wie das Who is Who der großen Charity-Organisationen. Aber bis da ein Ergebnis kommt, ist das Leben von Millionen von Kindern versaut.
Ich glaube nicht, dass das Vorsorge-Prinzip rein rechtlich den "Alice im Wunderland" Status hat ...