Wie sind eure Erfahrungen mit Maßnahmen/Bildungsträgern? (Erfahrungsaustausch)

Begonnen von Suppenkasper, 14. April 2022, 14:57:14

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Yasha

Zitat von: Lina am 08. Oktober 2022, 20:07:33@Yasha

"mit psychischen Auffälligkeiten
• psychosozialen Benachteiligungen
oder akzentuierten Persönlichkeiten
• mit mulitplen Vermittlungshemmnissen
• Reha/SB keine Voraussetzung"

Bitte, was ist das?

Das ist die Bezeichnung der Zielgruppe, für die Maßnahme , die ich oben verlinkt habe. Klicke da die Leistungsbeschreibung an. Die Erwähnung dessen soll als unverbindliches Beispiel dienen und zudem aufzeigen, wo die Konzeptionen der Maßnahmen für das JC Frankfurt gE herrühren.

Oder was sonst irritiert Dich an der Defintion dessen oder als solches?

Lina

Ohne den Link gelesen zu haben, irritiert es mich, dass Menschen in die Psycho-Ecke gedrängt werden, weil sie nicht arbeiten und damit nicht in unserer Gesellschaft funktionieren. Es scheint, als ob davon ausgegangen wird, dass die Mängel nicht in unserer Arbeits Welt zu suchen sind, sondern in bestimmten Personengruppen.

Yasha

Zitat von: Lina am 08. Oktober 2022, 20:54:15Es scheint, als ob davon ausgegangen wird, dass die Mängel nicht in unserer Arbeits Welt zu suchen sind, sondern in bestimmten Personengruppen.

Das ist generell die Geschäftspolitik der Jobcenter. Von jeher.Lies Dir ein beliebiges Arbeitsmarktprogramm  eines Jobcenter durch. Und/oder die Leistungsbeschreibung aus dem Link.

  Nur nutzen sich da die früheren Argumente der Einschätzungen und Vermutungen immer irgendwann ab. Oder die Jobcenter müssten darauf reagieren. Machen sie aber nicht, mit der Ablenkung -es gäbe da noch "andere Vermittlungshemmnisse." Wofür diese Maßnahmen immer übergriffiger konzipiert werden.

Es geht mehrheitlich nur darum -die JC sind nie schuld, warum eine Eingliederung nicht gelingt. Es wird gerne vorrangig dem Elo unterstellt und ggf.danach penetrant  nach noch anderen Vermittlungshemmnissen gesucht und argumentiert. Oder in solche Maßnahmen auf "Verdachr" zugewiesen. Übergeordnete oder überpersönliche Gründe werden mehrheitlich offiziell in Abrede gestellt.

Nur auf internen Weisungen oder Homepages/Veranstaltungen werden da ansatzweise auch Gründe der Struktur des Arbeitsmarktes oder die allgemeinen Vorbehalte der AG gegen Elos thematisiert.

Das ganzer Konstrukt ist inzwischen vollkommen pervertiert. Meiner Meinung nach. Die systemisch geschulten SB sind so konditioniert, um das so eigentlich auch fortzuführen, wobei denen das Bürgergeld da jetzt die  Beibehaltung zumindest erschwert.

Wie wollen solche SB oder gar Träger nun plötzlich das Vertrauen eines Elo (wieder)gewinnen?. Halte ich für aussichtslos, zumindest bei denen, die die Wahrheit dahinter(er)kennen. Und SB damit konfrontieren.

Natrülich erfährt der Elo nie ganz - was die eignetliche Zielsetzung von solchen Maßnahmen ist oder gar die Bezeichnung der Zielgruppe. Die Flyer der Träger werden vorab geschönt. Darum wäre es so wichtig  -die Original  Konzeptionen zu kennen und zu speichern. Zur Entlarvung dessen und damit zur wirkungsvollen Abwehr mit faktischen Argumenten, im jeweiligen Bedarfsfall.

Lina

Es ist wichtig, dass jeder ELO diese Zusammenhänge kennt. Ansonsten kann Sie/Er in Schwierigkeiten geraten. Z.B. die Bezeichnung "Akzentuierte Persönlichkeiten" und die ganzen Unterpunkte dazu, zB. das hier: "Leute mit übernachhaltiger Persönlichkeitsstruktur sind meist sehr aktiv bzw. energisch, wenn es um Erreichung ihrer Ziele geht. Allerdings neigen sie dazu, ihre Energie auf das für sie übermäßig wichtige Ziel zu beschränken (überwertige Idee), auch unter Vernachlässigung von Beziehungen mit den Angehörigern."

Das ist wie die Hexenverfolgung im Mittelalter. Statt auf dem Scheiterhaufen landen "Verdächtige" evtl. in der Psychiatrie.
 

111929

Interessante Diskussion: richtig ist das die JC, je nach SB, die Ideologie vertreten das die Hartzler an ihrer Lage selbst schuld sind-bei denen 'stimmt' irgendetwas nicht. Solche 'Denke' ist Bestandteil einer neoliberalen Ideologie wonach jeder seines Glückes Schmied sei. Mein SB hat mir dereinst gesagt, dass ich erst einmal arbeiten lernen müsse etc.-(gehe nächstes Jahr in Rente).

Dazu vor zwei Tagen ein 'Gespräch' mit meiner Nachbarin die davon redete das den Hartzlern und Grusis 'Zucker in den Arsch geblasen wird-und soviel bekommen das die sagen : warum soll ich arbeiten. Und dann lamentierte über ihre 45 Jahre die sie gearbeitet hat und die liegen auf der faulen Haut: (ob sie wohl einen Orden dafür haben möchte?)...

P.S.: meine Nachbarin weiß selbstverständlich nicht das ich SGB II beziehe. Sowas hält mensch in dieser Gesellschaft eher geheim  :help:






Yasha

Zitat von: 111929 am 12. Oktober 2022, 11:53:59Mein SB hat mir dereinst gesagt, dass ich erst einmal arbeiten lernen müsse etc.-(gehe nächstes Jahr in Rente).Dazu vor zwei Tagen ein 'Gespräch' mit meiner Nachbarin die davon redete das den Hartzlern und Grusis 'Zucker in den Arsch geblasen wird-und soviel bekommen das die sagen : warum soll ich arbeiten.

Das mit dem Zucker gilt nur für die  Träger der Maßnahmeindustrie. Die werden von den Jobcenter gehätschelt und die Elos vorher entsprechend von den SB manövrierfähig dahin manipuliert, mit solchen Sprüchen vom" arbeiten lernen müssen". Das ist dann eine WIN-WIN Situation für beide, um das perfide System Hartz IV weiter gesellschaftsfähig und unabdingbar zu verkaufen. In Wirklichkeit soll das Mühlenrad vorrangig andauernd neue Bewegung in die Statistiken bringen und so das vorgauckeln, was Herr Heil als wichtige und wertvolle Arbeit der Jobcenter darstellt.

Wenn du die ungeschminkte Wahrheit des Maßnahmemotors sehen willst und ertragen kann, dann guck einfach mal auf die Seiten, die die Träger beraten und informieren. Beispiel:

https://www.certqua.de/web/de/ueber-uns/news_und_presse/newsletter_sept_2015/erfolg-im-azav-zeitalter-eine-frage-der-produktstrategie.php


Dann kann man den SB gehörig Sand ins Getriebe blasen und dessen Argumentation bestenfalls ins Leere laufen lassen. Und seine systemisch geschulten  Phrasen als als das entlarven, was sie sind: Aktionen zur alleinigen Steigerung von deren Kennzahlen.

Ich mache das schon seit 2019 mit Vorliebe, sofern der jeweilige SB auch nur den Ansatz in Richtung Maßnahme oder sonstiger einseitiger Profite um die Ecke kommt. Erreicht habe ich bislang -dass ich seitdem von einem stetigen Wechsel der SB  -so alle 3 Monate im Schnitt  -überrascht werde. Manchmal auch nur per Mail davon erfahre. Natürlich versuchen die neuen SB auch tapfer neue "Strategien". Das kann aber nicht klappen, weil ich alle Ausschreibungen neuer Maßnahmen präventiv gespeichert habe und somit alle Konzeptionen, internen Zielsetzungen und mehrheitlich Weisungen dazu kenne.

Das beruhigt mich ungemein. Und zudem ist und war es hilfreich, nur alleiniger BG Kunde -mit Berufsabschluss und langjähriger Berufserfahrung - zu sein. Seit 2014 auch durchgehend mit einem wichtigen Ehrenamt betraut. Das macht den SB mittlerweile enorm schwer, da einen Aufhänger für ihre sonstigen Standard Unterstellungen zu finden. Und mittlerweile kommen auch nur höchst naive gehaltene Anfragen nach  "meinen Problemen", deren Nichtbeantwortung mir ein Garant sind -dass die SB da bislang im Dunkeln stochern und auch nichts im System bislang hinterlegt ist. Also alles daneben dann nur auf einer Vermutung oder "Einschätzung" beruhen müsste. Und die wäre gerichtlich überprüfbar.Ohnehin -ich sehe mich nicht als Versuchskanninchen zur reinen Umsatzsteigerung halbseidener Träger.

Ja- meine Einstellung mag unverfroren anmuten. Aber nach dem Unding,was die mir in 2016 zumuteten- da ist seitdem bei mir Schicht im Schacht. Ohnehin gehe ich in 4 Jahren sowieso in Rente mit Grusi Anteil.

Und die Maßnahmen meines zuständigen gE Jobcenters sind offiziell für Elo bis 61 Jahre gedacht, meines aktuellen Wissens nach.

Das Bürgergeld könnte nochmal eine kleine Baustelle an Unwägbarkeiten werden.Mal sehen. Jedoch gibt es bislang kaum Unterschiede, was die beabsichtigten Maßnahmekonzeptionen ab 2023 anbelangt.

Die meisten gE Jobcenter haben zudem meist Fortsetzungsoptionen mit den Trägern -zu den bisherigen Maßnahme Konditonen -bis 2025.

Jobcenter sind inzwischen strategisch  rein PR gewinnorientiert unterwegs, um das System Hartz IV -Bürgergeld sozusagen gesellschaftsfähig zu dopen.

Mich wundert inzwischen auch die Information nicht, dass Jobcenter ab 2023 nunmehr umsatzsteuerpflichtig werden. Diese Information ging aus einem ausgeschriebenen Konzept für Jobcenter Würzburg hervor, welche die Erledigung dessen auf Dienstleister abwälzen wollen.


Heimatloser

Ich habe auch schon verschiedene Maßnahmen gemacht und muss sagen,dass die meisten davon nichts taugten. Entweder gabs gar keinen Unterricht,er fand nur auf rudimentärer Ebene statt oder war nur für einen kleinen Teil der Teilnehmer irgendwie sinnvoll.
Mal 2 Beispiele:

Fortbildung bei der FAW (="Fortbildungsakademie der Wirtschaft")
Der Kurs gliederte sich in verschiedene Module auf. So sollte man was über computergeführte Buchhaltung lernen. Nun, Buchhaltung ist ein Thema, das man als Fortbildung für Bürokaufleute lernen kann...die Teilnehmer waren lauter Leute aus eher praktischen Berufen: Klempner, Schlosser, Küchenhilfen usw.. 2 Damen waren sogar Analphabetinnen. Macht aber nix,denn da es keinen Unterricht gab, hätte man eh nix lernen können.
Lagerhaltungsmodul: Bestand daraus,dass man in ein Räumchen gesperrt wurde, in dem ein Schwerlastregal stand, in dem die müllreifen Abfälle der nebenan befindlichen Werkstatt lagerten. Man sollte die Zu-/Abgänge in einer Exceltabelle festhalten. Aber wie schreibt man denn in eine Exceltabelle rein, dass aus einer eh schon angebrochenen Büchse Farbe noch Farbe für 3 Pinselstriche entnommen wurde ?

Gabelstaplermodul: Da wurden die Leute nach 2 Tagen Theorie auf den Hof einer Spedition gekarrt, wo jeder mal 5min um 3 Pylonen kurven durfte. Dann kam die "Prüfung": man sollte 2 Pylonen umkurven,dann eine Palette auf eine andere Stellen. Welcher Chef würde sich nicht nach solchen "Fachkräften" reißen ? *hust*

Bewerbungstraining:Die Dozentin ließ sich von jedem Teilnehmer seine "Vorher-Bewerbung" zeigen und zerriss jede davon in der Luft...egal wie gut oder schlecht sie war. Nach 2-3 Wochen zauberte sie dann ihre "perfekte Musterbewerbung" (Modell 08/15) aus der Schublade, die man ab jetzt benutzen sollte...egal ob man sich für die Putzkolonne oder fürs mittlere Management bewerben will.  Bei einer neuen Teilnehmerin haben wir mal probiert, wie die Dozentin drauf reagiert,wenn man ihr ihre "perfekte Musterbewerbung" als Vorher-Bewerbung vorlegt. Es kam,was kommen musste: sie zerriss ihr eigenes Muster in der Luft, um dann 2-3 Wochen später vollen Lobes über die "sichtbare Verbesserung" des exakt gleiche Bewerbung zu sein.

Computerkurs: Da sollte man sich 17 Jahre alte Powerpoint-Präsentationen reinziehen, wo einem erklärt wurde, dass 3,5"-Disketten ja ein zukunftsfähiges Speichermedium seien und man künftig mit 56k-Modems ins Internet gehen kann.


Kurs 2 bei der WBS Training AG. Eigentlich hat dieser Veranstalter einen recht guten Ruf, aber wir haben wohl mal wieder die berühmte Ausnahme erfahren müssen. Da sollte ich nämlich einen Kurs zu Java-Programmierer machen, nachdem ich seit dem letzten Kurs eine Umschulung und 4 Jahre Berufserfahrung im IT-Bereich absolviert hatte. Beworben wurde der Kurs als "anfängertauglich" und 18 von 24 Teilnehmern waren tatsächlich Anfänger im Bereich Programmierung. Nun, Oracle als Herausgeber von Java empfiehlt für die Zertifizierung 2-3 Jahre Praxiserfahrung für die erste von 2 Zertifizierungsprüfungen und 3-5 Jahre für die 2.Prüfung. Wir sollten das von Null auf in 6 Monaten schaffen.

Der erste von 2 Dozenten (bei dem wir nur 1 von 6 Monaten hatten), fing zwar gut an, ließ sich von den 6 fortgeschrittenen Teilnehmern ständig die Butter vom Brot zu nehmen. Sprich: der erklärte gut, was man wie macht, was es bewirkt usw. Also alles gut. Aber die 6 Fortgeschrittenen blökten dann ständig dazwischen, dass man dieses oder jenes besser machen könne, woraufhin der Dozent dann den Programmcode jedesmal mittendrin umschrieb und auch nichts mehr erklärte. Das kennt wohl jeder noch aus der Schule, wenn der Lehrer plötzlich die Tafel abwischte,obwohl man noch am Abschreiben war. :-)
Der 2.Dozent begrüßte uns schon mit den Worten: "Ich mache das hier sowieso nur für die Fortgeschrittenen, die Anfänger sollen sich die Grundlagen eben abends selbst beibringen!". Sehr sinnfrei, sich tagsüber Sachen anhören zu dürfen, die man sich nicht kapiert, weil man dazu Wissen bräuchte, das man nicht hat. Zudem blökte einen der Dozent gerne mal an,dass man gefälligst fragen solle, wenn man was nicht verstanden hat, flippte aber jedesmal aus,wenn es tatsächlich einer tat. Die Folge: Die Anfänger (zur Erinnerung: 18 von 24 Leuten) klinkten sich zunehmend aus dem Unterricht aus und lernten lieber wieder mit Ebooks oder Youtube-Videos, das war effektiver.
Auch die "Bausteinprüfungen" zu jedem Modul innerhalb des Kurses waren ein Witz,weil die Themen nie behandelt wurden und die betreffenden Themen auch in den Fragen nie dran kamen (der Dozent war sich also durchaus bewusst, dass Lehrplan und tatsächlicher Unterricht aneinander vorbeigingen). Als das "Projekt" dieses Kurses anstand, merkte man,dass es selbst den fortgeschrittenen Teilnehmern zuviel wurde, weil auch ihnen  die notwendigen Fähigkeiten fehlten. Ergebnis: 80% des Codes, den eigentlich die Teilnehmer programmieren sollten, kamen fertig vom Dozenten, weil der genau wusste, dass er uns das nötige Wissen gar nicht beigebracht hatte. Natürlich haben wir uns bei der WBS beschwert, aber von da kam nur ein "Wir werden Herrn Z. mal zu einer Stellungnahme auffordern!" zurück. Passierte aber nie, da er seine Mails von der WBS gar nicht las (sah man an seiner Bildschirmfreigabe, wieviele ungelesene Mails er hatte).
Fazit dieses Kurses: von 24 Leuten haben nur 5 überhaupt an den Zertifzierungsprüfungen teilgenommen.Davon haben 3 Leute beide Prüfungen geschafft und 2 Leute nur eine Prüfung.  Der Rest (=die Anfänger) hat sich an die Prüfungen nach diesem "Qualitätsunterricht" gar nicht erst drangetraut.