Med. Sache im Koop-Plan enthalten

Begonnen von kazuni, 13. Juli 2023, 10:53:51

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Phil_N

Zitat von: Milla am 21. Juli 2023, 17:03:21Ach ne die vermitteln lieber zu Leihbuden oder anderen prekären unterbezahlten Arbeitsverhältnissen.

Da das alles jetzt in der Tat völlig off-topic geht, glaube ich, es sollte jetzt echt ein neuer Thread her, der sowas sie ,,Sichtweisen auf das Jobcenter" oder so ähnlich heißt. Aber zu dem oben angesprochenen eine Erläuterung:

Es stimmt, dass das Jobcenter überproportional viele Vermittlungsvorschläge (VV) für Jobs bei Leiharbeitsfirmen ausstellt. Das liegt aber nicht primär daran, dass das JC Leiharbeit so super toll findet. Es hat zwei Gründe. Der mit Abstand wichtigste Grund ist, dass es größtenteils Leiharbeitsfirmen sind, wo langzeitarbeitslose Geringqualifizierte, die den Großteil der ALG II Beziehenden ausmachen, überhaupt eine Chance auf (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt haben.

In der Jobbörse der BA finden sich auch diverse Stellen für Hochqualifizierte. Da sind Stellen z. B. für Informatiker, Bereichsleiter, Professoren etc. durchaus auch ausgeschrieben. Es ergehen aber eben weniger VV dafür, weil es weniger hochqualifizierte Leute im SGB II Bezug gibt, die für diese Arbeitsplätze in Frage kämen. Im BA-Jargon heißt das ,,Missmatching-Problem". Das Jobcenter vermittelt kaum in Stellen für Hochqualifizierte.

Auch insgesamt ist die Erfolgsquote von VV bescheiden. Sie liegt bei gerade mal ca. 2 %. Das heißt: 98 % der VV sind für die ,,Tonne". Die meisten Jobs werden nicht vermittelt, die suchen sich die Arbeitslosen selbst. Es kommt aber vor, dass Jobs, die sich Arbeitslose selbst gesucht haben, von den Arbeitsvermittlern im Nachhinein als ,,Vermittlung" verbucht werden. Das geht so: Ein ,,Kunde" teilt dem Arbeitsvermittler mit, er habe bei Leihbude XYZ einen Job gefunden.

Der Arbeitsvermittler erstellt dann einen Vermittlungsvorschlag für diesen Job, druckt den aus und schmeißt ihn weg (händigt ihn also gar nicht erst aus), denn der ,,Kunde" hat den Job ja schon. Was das bringen soll? Ganz einfach: Dadurch, dass nun ein VV vorliegt, kann die Jobaufnahme als ,,Vermittlung" verbucht werden. Das ist natürlich absurd, aber des Öfteren läuft es so.

Das führt zu Grund zwei, warum so oft in Leiharbeit vermittelt wird: Das Zielsystem der BA führt zu diesem Anreiz. Dieses macht es für die JC lukrativer, einen ,,Kunden" 3 mal im Jahr in Zeitarbeit zu vermitteln, als ihn einmal in eine reguläre Tätigkeit bei einem AG zu vermitteln. 3 Vermittlungen erzeugen in der Statistik nämlich 3 Integrationen, wohingegen 1 Vermittlung nur eine Integration erzeugt. Letzteres wäre viel nachhaltiger, aber ersteres sieht in der Statistik besser aus.

Zumindest war das damals so, als ich im JC tätig war (bis 2018). Aber Achtung: Es kann sein, dass das im Zielsystem mittlerweile angepasst wurde, um diesen Fehlanreiz zu überkommen. Das müsste ich mal nachprüfen. Ich will damit nix ,,entschuldigen", sondern nur einfach darauf hinaus, dass das Handeln der Mitarbeitenden des JC oftmals durchaus rational zu erklären ist, auch wenn es für ,,Kunden" nicht immer nachvollziehbar ist.

Und noch eine Sache zur auch hier im Thread geäußerten Behauptung, dass es mehr Arbeitslose als freie Stellen gäbe: So pauschal stimmt das nicht. Es gibt einige Branchen, wo wir einen Überhang an Bewerbern haben, aber andere, wo wir einen massiven Personalbedarf haben. Siehe dazu z. B. hier.

Wer behauptet, dass es generell viel mehr Arbeitslose als freie Stellen gäbe, übersieht, dass viele Arbeitgeber ihre freien Stellen nicht an die Agentur für Arbeit melden! Gerade Stellen für Hochqualifizierte werden häufig nicht der BA gemeldet, weil die Arbeitgeber wissen, dass Leute, die für diese Stellen passend wären, in der Regel nicht arbeitslose sind. Diese Stellen tauchen in der Statistik, die freie Arbeitsstellen ausweist, nicht auf. Es gibt sie aber.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

Schnuffel01

Zitat von: Phil_N am 21. Juli 2023, 17:38:20Das geht so: Ein ,,Kunde" teilt dem Arbeitsvermittler mit, er habe bei Leihbude XYZ einen Job gefunden. Der Arbeitsvermittler erstellt dann einen Vermittlungsvorschlag für diesen Job, druckt den aus und schmeißt ihn weg (händigt ihn also gar nicht erst aus), denn der ,,Kunde" hat den Job ja schon. Was das bringen soll? Ganz einfach: Dadurch, dass nun ein VV vorliegt, kann die Jobaufnahme als ,,Vermittlung" verbucht werden. Das ist natürlich absurd, aber des Öfteren läuft es so.
Das ist ja schon ein starkes Stück!  :teuflisch:
"Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."   Jean-Claude Juncker

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.   Marie von Ebner-Eschenbach

Milla

ZitatEs stimmt, dass das Jobcenter überproportional viele Vermittlungsvorschläge (VV) für Jobs bei Leiharbeitsfirmen ausstellt. Das liegt aber nicht primär daran, dass das JC Leiharbeit so super toll findet. Es hat zwei Gründe. Der mit Abstand wichtigste Grund ist, dass es größtenteils Leiharbeitsfirmen sind, wo langzeitarbeitslose Geringqualifizierte, die den Großteil der ALG II Beziehenden ausmachen, überhaupt eine Chance auf (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt haben.

Ich würde auch nie behaupten das Leiharbeit was grundsätzlich schlechtes ist. Nur sollte man den Menschen den sie dort hinschicken erstmal über ihre Ansprüche und Rechte aufklären.

1. Arbeitszeitkonto dient nicht dazu um in der einsatzfreien Zeit einen Ausgleich zu schaffen.

2. Da Arbeitnehmer von Leihfirmen keine regelmäßige Arbeitsstätte haben, haben die Anspruch auf 0,30€ Kilometerpauschale von der Leihfirma zum Einsatzort und zurück.

3. Sind Sie länger als acht Stunden von Ihrer Wohnung für die Arbeit weg, können Sie pauschal 12 Euro pro Tag für Verpflegung beanspruchen. Das gilt aber nur für die ersten 3 Monate.

Das Problem hierbei ist bringst du diese Dinge im Vorstellungsgespräch an, kannst du das Haus gleich wieder verlassen.
Abschieben schafft Wohnraum:  Deutschland hat Eigenbedarf!

Phil_N

#78
Zitat von: Yasha am 21. Juli 2023, 15:58:33Wenn ich schon wieder hier lese, einen der besten Sozialstaaten derWelt sei Deutschland, dann fehlt mir dazu ein objektiver Beweis dessen.

Dann solltest du vielleicht einfach mal recherchieren, dann findest du hunderte wissenschaftlicher Texte, in denen Sozialstaaten und deren Leistungen verglichen werden. Da geht es um Höhe der Leistung, Zugang dazu, Dauer der Gewährung und Leistungsqualität. Da spielt Deutschland fast immer im oberen Feld mit. Lediglich die skandinavischen Länder leisten oft mehr.

Eine noch relativ aktuelle Studie (2018) - unter vielen - (in der der Fokus insbesondere auf die Leistungen für neu Zugewanderte gelegt wird) findest du z. B. hier. Ein Vergleich von deutschen und japanischen Sozialstaatsleistungen wird hier gezogen. Einen Vergleich von den USA und Deutschland findest du hier.

Zitat von: Milla am 21. Juli 2023, 18:01:36du diese Dinge im Vorstellungsgespräch an, kannst du das Haus gleich wieder verlassen.

Das stimmt. Deshalb wäre ich auch dafür, Leiharbeit wieder viel stärker einzuschränken und mehr zu reglementieren. Sie ist zu oft entwürdigend und oft leider kein Sprungbrett in reguläre Beschäftigung, wie die BA selbst auch anhand ihrer Zahlen ausweist.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

Sheherazade

Zitat von: Milla am 21. Juli 2023, 18:01:36Das Problem hierbei ist bringst du diese Dinge im Vorstellungsgespräch an, kannst du das Haus gleich wieder verlassen.

Womit gleich unterstellt wird, dass ALLE ZA diese 3 Punkte zum ZA-AN-Recht wissentlich unter den Tisch fallen lassen.

Seriöse ZA wissen das und zahlen nach Tarifvertrag, wo das alles schwarz auf weiß steht.

Oder meintest du mit Aufklärung, dass die SB des Jobcenters dafür zuständig sein sollen, potentielle Bewerber über die Tarifverträge in der Zeitarbeit aufzuklären?
"In Krisenzeiten suchen  die Intelligenten nach Lösungen, während die Schwachköpfe nach Schuldigen suchen." Totó 1898-1967

"Höher, schneller, weiter!" ist nicht das Problem. Das Problem ist: "Ich zuerst!", "Alles meins!" und "Mir doch egal!"

Phil_N

Zitat von: Sheherazade am 21. Juli 2023, 18:09:07Seriöse ZA wissen das und zahlen nach Tarifvertrag, wo das alles schwarz auf weiß steht.


Das stimmt sicher. Allerdings ist meine Wahrnehmung auch, dass es in der Zeitarbeitsbranche eben so einige Fehlentwicklungen und leider auch Ausbeutung gibt. Sicher nicht überall, aber die schwarzen Schafe bringen leider die Branche in Misskredit. Ich hatte manche Leute vorm Schreibtisch, die mit Zeitarbeit zufrieden waren. Die allermeisten aber haben ein ganz anderes, sehr negatives Bild gezeichnet, das sich auch mit diversen sozialwissenschafltichen Studien deckt.

Ich habe mich länger mit diversen Leiharbeitern unterhalten, die mir schilderten, wie entwürdigend sie den Einsatz im Unternehmen mitunter fanden, an das sie verliehen wurden. Die mussten härtere Arbeiten verrichten als die Stammbelegschaft, sich auf dem Gang umziehen (kein Spind), durften nicht die Mitarbeiter-Parkplätze nutzen und nicht den Mitarbeiter-Preis in der Kantine zahlen, sondern den vollen Preis (bei viel weniger Lohn).

Und dann können die "Leiher" auch noch schnell entlassen werden und haben kaum Planungssicherheit. Wenn Zeitarbeit in der Regel ein Sprungbrett in feste Beschäftigung wäre, wenn es also die Regel wäre, dass die Betriebe, an die verliehenen wird, die Leute nach 1/2 bis 1 Jahr dann regulär einstellen würden, hätte ich kein Problem mit Zeitarbeit. Aber so, wie es derzeit teils läuft, empfinde ich es teilweise einfach als entwürdigend.

Ich habe daher damals als Arbeitsvermittler auch versucht, möglichst keine VV für Zeitarbeit zu versenden. Das war aber leider ganz oft nicht möglich, weil es für meine "Kunden" häufig nur die Option Zeitarbeit gab, da die meisten von denen ungelernt und der deutschen Sprache nur gering mächtig waren (ich war zuletzt für die Vermittlung von Migranten zuständig). Gerade diese Menschen laufen leider Gefahr, "ausgebeutet" zu werden.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

Milla

Zitatpotentielle Bewerber über die Tarifverträge in der Zeitarbeit aufzuklären?

Das hat nix aber auch überhaupt nix mit Tarifvertrag zu tun.
Fahrten von der Leihfirma zur Arbeitsstätte ist die Rechtsgrundlage § 670 BGB, nach der der Arbeitgeber zum Ersatz der Aufwendungen verpflichtet ist, die der Arbeitnehmer auf sich nimmt, um den Einsatzort zu erreichen.

Verpflegungsmehraufwand 2023 kann man hier nachlesen.
https://www.n2f.com/blog/de/verpflegungsmehraufwand-2023/#:~:text=Die%20Pauschalbetr%C3%A4ge%202023%20bleiben%20die,werden%2028%20Euro%20pauschal%20verg%C3%BCtet.

Und zu Nummer 1. Das versuchen die Leihfirmen immer dann wenn sie keine Arbeit/Einsatz haben bzw. der AN krank wird. Dann versuchen sie den AN zu nötigen die Stunden von seinem Arbeitskonto zu nehmen, was aber verboten ist.
Abschieben schafft Wohnraum:  Deutschland hat Eigenbedarf!

Yasha

#82
Es gibt übrigens mehr Arbeitslose als Stellen. Das ist Fakt. Und nicht nur eine Behauptung,wie hier kolportiert wurde:

https://www.tagesspiegel.de/politik/mehr-arbeitslose-als-offene-stellen-bundesregierung-sieht-keinen-allgemeinen-fachkraftemangel-9278016.html

Und  Belege/Statistiken für angeblich ungemeldete Stellen wurden auch nur behauptet,nicht belegt.

Selbst wenn es solche gâbe,dann nützen die den Langzeitarbeitslosen wenig. Denn seit Jahren werden ALG I Empfãnger den ALG I Beziehern bei der Einstellung vorgezogen,wie sich mithin aus der Relation der erfolgreichen Arbeitsaufnahmen im Vergleich ergibt.

https://statistik.arbeitsagentur.de/Auswahl/raeumlicher-Geltungsbereich/Politische-Gebietsstruktur/Bundeslaender/Berlin.htm

Das ist in Berlin seit Jahren ein strukturelles Problem,gepaarrt mit Vitamin B ..

Da ândern irgendwelche Kooperationsplan-Absprachen gar nichts.

 Jobcenter und deren Kunden sind bei den AG in Berlin verpönt. Und bei ZAF,da landen jene Bewerber über 55 Jahre mehrheitlich in der Ablage"ewige Vormerkung' als Karteileiche.

Nachtrag:
Zitat von: BigMama am 21. Juli 2023, 20:25:37Und das bedeutet was? Was willst du damit Aussagen?

Das Gegenteil dessen,was hier vorher anderweitig behauptet wurde. Um Dich geht es dabei nicht. Um Deine Spekulatius auch nicht. Das zieh ich mir nicht rein..


BigMama

Zitat von: Yasha am 21. Juli 2023, 20:12:53Es gibt übrigens mehr Arbeitslose als Stellen. Das ist Fakt.


Und das bedeutet was? Was willst du damit Aussagen? Soll das heißen, es lohnt sich nicht sich zu bewerben weil es eh nicht für alle eine Stelle gibt?
Die Welt wird nicht von skrupellosen Verbrechern, finstren Kapitalisten oder machtgierigen Despoten regiert, sondern von einer gigantischen, weltumspannenden RIESENBLÖDHEIT.
Wer´s nicht glaubt, ist schon infiziert.
(Michael Schmidt-Salomon, GBS-Sprecher)

Milla

Die staatlichen Propaganda-Medien bestätigen die Aussage Mehr Arbeitslose als offene Stellen, und es gibt absolut keinen Fachkräftemangel. Das bestätigt nur das Unternehmen auf billige qualifizierte Arbeitskräfte aus sind. Ja und wenn sich hier in Deutschland nicht genug Dumme finden lassen die für Mindestlohn arbeiten wollen, holen die gerne das Märchenbuch raus und erzählen die Geschichte vom faulen Harzer.

https://www.tagesspiegel.de/politik/mehr-arbeitslose-als-offene-stellen-bundesregierung-sieht-keinen-allgemeinen-fachkraftemangel-9278016.html
Abschieben schafft Wohnraum:  Deutschland hat Eigenbedarf!

Phil_N

Zitat von: Yasha am 21. Juli 2023, 20:12:53Es gibt übrigens mehr Arbeitslose als Stellen. Das ist Fakt. 

In der Statistik der BA ist von ,,gemeldeten Stellen" die Rede. Siehe hier. Die BA schreibt selbst: ,,Eine Mehrheit der Stellenangebote wird von Arbeitgebern bei den Arbeitsagenturen gemeldet und zur Vermittlung freigegeben." Diese Aussage heißt im Umkehrschluss: Nicht alle Stellen werden gemeldet. Wie viele nicht gemeldet werden, weiß kein Mensch.

Gerade bei qualifizierten Stellen kommt es vor, dass der Arbeitgeber sich nicht die Mühe macht, eine Verwaltungskraft mit der Übermittlung von Stellenausschreibungen an die BA zu betrauen. Denn der AG weiß, dass Interessenten ohnehin auf den bekannten Jobportalen (Indeed, StepStone, Moster etc.) nach Stellen schauen.

Die Veröffentlichung der Stelle in der BA-Jobbörse bietet denen keinen Mehrwert. All diese Stellen tauchen in der Statistik nicht auf. Wenn von freien Stellen in den Medien oder BA-Veröffentlichungen die Rede ist, sind immer diese gemeldeten Stellen gemeint.

Zitat von: Yasha am 21. Juli 2023, 20:12:53Und  Belege/Statistiken für angeblich ungemeldete Stellen wurden auch nur behauptet,nicht belegt. 

Es gibt keine Statistik über etwas, was nicht statistisch erhoben wird. Einen impliziten Beleg findest du allerdings, wenn du dir diesen Haufe-Text ansiehst, wo steht, dass nur Öffentliche Arbeitgeber ihre Stellen der BA melden müssen. Doch selbst, wenn alle AG dazu verpflichtet wären, würde es weiter so laufen wie bisher, weil der Staat gar nicht das Personal hat, Verstöße zu prüfen.

Zitat von: Yasha am 21. Juli 2023, 20:12:53Das ist in Berlin seit Jahren ein strukturelles Problem,gepaarrt mit Vitamin B ..

Dass eher ALG I Bezieher als ALG II Bezieher eingestellt werden, liegt daran, dass ALG I Beziehenden im Mittel qualifizierter sind als ALG II Beziehende. Und da wir durch den technologischen Wandeln immer mehr Stellen haben, wo hohe Anforderungen an die Bewerber gestellt werden, ist es logisch, dass eher qualifizierte Leute eingestellt werden.

Vitamin B. ist zweifellos hilfreich und nützlich. Besonders gilt das bei Stellen im Niedriglohnsektor (gerade unter Migranten). Die Besetzung von höher qualifizierten Stellen läuft allerdings viel formalisierter. Da bring dir Vitamin B weniger (siehe dazu hier, S. 3).

Eine große Ausnahme gibt es bei den absoluten Top-Stellen mit Gehältern im sechs- bis siebenstelligen Bereich. Da ist Vitamin B dann das A & O. Bei normalen Stellen für Akademiker, wo du 50.000 bis 80.000 € p. A. verdienst, aber weniger.

Zitat von: Yasha am 21. Juli 2023, 20:12:53Da ândern irgendwelche Kooperationsplan-Absprachen gar nichts.

Genau das schildere ich ja die ganze Zeit: Es gibt eine massive Diskrepanz zwischen dem, was irgendwo in Papieren steht und dem, wie es in der Praxis läuft.

Zitat von: Milla am 21. Juli 2023, 21:47:07Die staatlichen Propaganda-Medien bestätigen die Aussage Mehr Arbeitslose als offene Stellen, und es gibt absolut keinen Fachkräftemangel. Das bestätigt nur das Unternehmen auf billige qualifizierte Arbeitskräfte aus sind.

Was soll diese platte Pauschalisierung? Es kommt auf die Branche an. In manchen Branchen gibt es einen Fachkräftemangel (bei Erziehern und Sozialarbeitern etwa, siehe hier). In anderen ist es weniger dramatisch und in manchen herrscht ein Überhang an Bewerbern. Wir haben z. B. keinen dringenden Bedarf an Sinologen, wohl aber einen an Berufskraftfahrern.

Und zum Thema Ausbeutung sei gesagt: Es gibt zweifellos Ausbeutung in Deutschland. Es gibt aber auch viele Unternehmen in diesem Land, die angenehme Arbeitsbedingungen bieten. Ich selbst arbeite gerne in meinem Beruf und fühle mich nicht ausgebeutet. Ich habe viele Freiheiten, Homeoffice und freie Arbeitszeiteinteilung.

Dass etwas in der eigenen Lebensrealität nicht vorkommt, bedeutet nicht, dass es das nicht dennoch gibt. In Deutschland gibt es akzeptable bis gute Arbeitsbedingungen zuhauf. Hier im Forum wird das nur eben selten gesehen, denn hier sind meist eher Langzeitarbeitslose unterwegs, die – wenn sie einen Job finden – oft eher bei Arbeitgebern landen, wo die Bedingungen nicht so gut sind. Von dieser Warte aus lässt sich aber nicht verallgemeinernd auf die Gesamtwirtschaft schließen.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)