Kleingewerbe und viele Fragen

Begonnen von Lindalin, 06. November 2022, 11:49:15

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Ratlos

#15
Ob sich eine Gewerbeanmeldung wirklich lohnt kann man nicht sagen ohne zu wissen was sie herstellen und verkaufen will. Der Tisch war ja nur 1 Beispiel. Möglicherweise erledigt sich das Thema für die TE von selbst.

Lindalin

Zitat von: Ronald BW am 06. November 2022, 16:22:49Wenn du allerdings nicht schnell davon leben kannst, lass es, mit JC ist das zu nervig.

Ja das ist es leider. Es wird Zeit brauchen um sich einen Namen zu machen, positive Bewertungen zu bekommen und sich konsequent zu steigern.
Eigentlich kein Problem mit dem nötigen Engagement, aber mit dem JC im Nacken, dagegen sehr anstrengend.

Zitat von: Ratlos am 06. November 2022, 16:34:35Ob sich eine Gewerbeanmeldung wirklich lohnt kann man nicht sagen ohne zu wissen was sie herstellen und verkaufen will. Der Tisch war ja nur 1 Beispiel. Möglicherweise erledigt sich das Thema für die TE von selbst.

Also das sind Sachen die sich gut verkaufen.

Der Verkaufspreis liegt bei ca. 140 EUR. Materialkosten einmalig bei 16 EUR. Zeitaufwand pro Produkt: ca. 6 - 8 Stunden. Versandkosten liegen bei 5,90 EUR. Die Verkaufsprovision liegt bei 7 EUR.

Laut Recherchen verkaufen sich mindestens 1-3 Stück pro Woche.
Das Gute daran, man kann das Sortiment später noch beliebig mit weiteren Produkten ausweiten und mehr Umsätze erzielen.


Jan Mustermann

Zitat von: Lindalin am 06. November 2022, 17:25:09Eigentlich kein Problem mit dem nötigen Engagement, aber mit dem JC im Nacken, dagegen sehr anstrengend.

Ich kann solche Beiträge schlicht nicht verstehen. Deutschland ist eines der ganz wenigen Länder das so ein modell fährt. Also ein Modell wo jemand der nichts hat trotzdem (durch staatliche Alimentation) so etwas versuchen kann.

Die beim JC sind in der regel was Selbständige betrifft so unfähig das er lang genug im Leistungsbezug bleiben kann (inkl. Krankenversicherung) um eine Selbständigkeit ggfs erfolgreich aufzubauen.

tsumo

Zitat von: Hary am 06. November 2022, 14:50:12
Zitat von: Lindalin am 06. November 2022, 11:49:15ich hatte diesbezüglich schon mit einer Mitarbeiterin des Jobcenters gesprochen, allerdings nur pampige, kurzgehaltene Antworten erhalten. Manchmal habe ich das Gefühl, man soll lieber Hartz 4 Empfänger bleiben.
Das liegt einfach daran weil nicht wenige Leistungsempfänger glauben mit einer Idee Geld verdienen zu können. Der größte Teil kommt verschuldet nach kurzer Zeit zurück ins Büro... Für solche Dinge gibt es spezielle Beratungen für Existenzgründer, diese solltest du nutzen.

Zitat von: Lindalin am 06. November 2022, 11:49:15Sagen wir, ich würde in einem Monat zehn Tische verkaufen und das Material dafür in Großpackungen kaufen (Nägel, Kleber, Farbe), wie müsste ich das einzeln für jeden Tisch nachweisen?
Wenn du diese sehr einfache Frage nicht beantworten kannst, dann ist es eine gute Idee es nicht zu tun. Deine Frage handelt um die untersten Grundlagen der Rechnungsstellung und Kalkulation. Die Idee etwas Handwerkliches zu machen und zu verkaufen ist sehr Blauäugig von dir. Wenn du gewerblich verkaufst, dann geht der Spaß nämlich los. Du bist für dein Produkt verantwortlich. Wie sind deine Qualifikationen, hast du Versicherungen und wer kümmert sich um deine Produktsicherheit? Du baust einen Tisch, die Familie sitzt daran und die kochende Suppe steht auf diesen. Dann bricht er zusammen und zwei Personen oder ein Kind hat schwere Verbrennungen, evtl. mit Folgeschäden. Als Ursache wird ein Verarbeitungs oder Materialfehler an deinem Tisch ermittelt... Dann stehen Millionenschäden und Straftaten im Raum.

Selbst wenn du nur Marmeladen kochst und verkaufst, dann musst du hunderte Vorgaben erfüllen wie Herkunftnachweise deiner Rohstoffe (einfach aus dem Garten geht nicht), Inhaltsanalysen und so weiter.

Du solltest also sofern du tatsächlich die Qualifikationen hast erst einmal entsprechende Lehrgänge besuchen die dich auf die Grundlagen der Warenwirtschaft, Steuer und so weiter vorbereiten.

In Deutschland kann man einfach keine Geschäfte machen..

Taxima

Es würde sehr viel Bürokratie auf dich zu kommen. Finanzamt, Bürgeramt,  vorläufige + später abschließende EKS fürs JC, Verpackungslizenz, Geschäftskonto, extra Steuererklärung, Post von der IHK und Post von der Berufsgenossenschaft (beides Infos mit Mitgliedsnummer)

Du musst nicht alles genau nachweisen. Dafür ist EKS fürs JC da.  Kontoauszüge bekommen die ja eh alle 6 Monate. Das JC hat da allgemein nicht so Bock drauf. Nur mehr Papierkram.

Wenn du genug Kohle übrig hast und du motiviert bist dich der Bürokratie entgegenzustellen...probier es aus. Ansonsten kannst du ja mal ein Probelauf starten, etwas herstellen und privat verkaufen, um zu sehen wie das Interesse ist.

Ronald BW

Unternehmerisch schwierig

Der Herstellungsaufwand ist eindeutig zu hoch
Mal davon abgesehen das der Absatz viel zu gering ist
Wäre der höher ist dir auch nicht geholfen wenn du die Produktivität nicht steigern kannst

Der erzielbare Stundenlohn ist auch zu niedrig
Als Unternehmerlohn solltest du mindestens 40 brutto ansetzen

Das kannst du als Zeitvertreib nebenher machen
Als Startup eher eine Nullnummer

Ich gehe mal davon aus das da jemand Ware braucht und den Preis diktiert,
weil jemand ja auch eine Provision bekommt

Lindalin

#21
Ich habe gerade einen Termin für eine Erstberatung für Gründer bei der IHK vereinbart. Danke für den Tipp!

Klingt gut, ist kostenlos und danach kann man wohl für 50 EUR eine Aufstellung haben, die man beim Jobcenter (oder AA?) vorlegen kann, um ein Gründerzuschuss zu beantragen.

Da frage ich mich, warum mir das das JC nicht so kommuniziert hat.
Naja, ist auch egal.

Ich bin glücklich und werde die Chance ergreifen. Bin ja wie geschrieben u.a. Wirtschaftsfachwirtin und bringe mit meiner Ausbildung nötiges Knowhow mit.


PS: Ich habe absichtlich erst nur ein Produkt genannt um mich erstmal in die Materie einzuarbeiten. Also kleiner starten und langsam immer mehr Produkte mit rein nehmen. Einige Firmen haben so angefangen. Lieber so, als direkt auf 100% gehen und alles verlieren. Mir ist schon klar, dass es eine Nullnummer wäre bei den Umsätzen und dem Zeitaufwand. Es gibt noch einige andere Produkte, die ich innerhalb von 5 Minuten herstellen könnte, da vorgefertigt. Aber eins nach dem anderen :)

hko


Ratlos

Muss mal nachfragen. Vertreibst du die Ware auf Provisionsbasis für eine andere Firma oder verkaufst du die Sachen auf eigene Rechnung?
Bei einer Gewerbeanmeldung dann aber gleich Umsatzsteuerbefreiung nach § 19 UStG beantragen

Lindalin

#24
Zitat von: Ratlos am 07. November 2022, 10:17:34Muss mal nachfragen. Vertreibst du die Ware auf Provisionsbasis für eine andere Firma oder verkaufst du die Sachen auf eigene Rechnung?
Bei einer Gewerbeanmeldung dann aber gleich Umsatzsteuerbefreiung nach § 19 UStG beantragen

Ich würde die Sachen u.a. über *** verkaufen wollen. Dafür wird eine Verkaufsprovision fällig.

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Habe da noch eine Frage.

Ich hatte vorhin schon ein Erstgespräch mit dem zuständigen Mitarbeiter für Gründer.
Er hat mir verschiedene Links geschickt. U.a. gibt es ein Seminar, das würde ich dann auch besuchen.

Aber gibt es denn für die Zwischenzeit die Möglichkeit, ein paar Sachen zu verkaufen, ohne dass ich direkt ein riesen Fass aufmachen muss?

Also zwar mit Gewerbeanmeldung und selbstverständlich informiere ich das JC, aber es ginge erstmal darum, dass ich ein Überblick darüber bekomme, was gut läuft, was nicht und zu welchem Preis.

Ich müsste nämlich ein Businessplan erstellen, aber dazu brauche ich doch konkrete Zahlen. Woher soll ich diese nehmen, außer durch Schätzen und Raten?

Am besten wäre doch, wenn ich ein paar Sachen vorab verkaufen würde, oder?

Ratlos

Also verkaufst/arbeitest du auf Provisionsbasis.
Ich würde mal einige wenige Artikel dort anbieten und natürlich müsstest du Einnahmen dem JC mitteilen.
Echte Gewerbeanmeldung käme erst später in Betracht wenn du mal auf eigene Rechnung verkaufst, bzw. falls du dort als selbständige Kauffrau geführt wirst.

Lindalin

Zitat von: Ratlos am 07. November 2022, 13:19:14Also verkaufst/arbeitest du auf Provisionsbasis.
Ich würde mal einige wenige Artikel dort anbieten und natürlich müsstest du Einnahmen dem JC mitteilen.
Echte Gewerbeanmeldung käme erst später in Betracht wenn du mal auf eigene Rechnung verkaufst, bzw. falls du dort als selbständige Kauffrau geführt wirst.

Okay.

Weißt du wie das denn mit dem Freibetrag wäre? Würden die Materialkosten bei den Verkäufen vom JC berücksichtig werden?

Eigentlich ist es mir klar, dass dies so sein sollte, aber nach der komischen Aussage der MA des JC, bin ich mir nicht mehr sicher..

Ronald BW

Der Gewinn ist das Maß nicht der Umsatz in Sachen JC

Die meisten erfolgreichen Firmengründer hatten ein Produkt das innovativ war.
Wenn du Sachen herstellst die andere auch können wird das schwierig.
Gründerzuschuss wirst du eher vergessen können, Zuschuss zu wie viel Eigenkapital?


Hary

Zitat von: Ronald BW am 07. November 2022, 14:03:27Gründerzuschuss wirst du eher vergessen können, Zuschuss zu wie viel Eigenkapital?

Mal vom vermutlich nicht vorhandenen Eigenkapital abgesehen muss man für einen Zuschuss ein Tragfähiges Konzept haben, also seine Idee zum einen verkaufen können und die Fähigkeiten anhand der daten unter Beweis stellen, dass man hier das Geld gut investiert. Einfach beantragen funktioniert da nicht, man muss den Erfolg seines Konzepts anhand wirtschaftlicher Zahlen prognostizieren und voraussagen. Natürlich so, dass es plausibel und nachvollziehbar ist. Als Laie kannst du das vergessen.

Zitat von: Lindalin am 07. November 2022, 13:10:25Ich müsste nämlich ein Businessplan erstellen, aber dazu brauche ich doch konkrete Zahlen. Woher soll ich diese nehmen, außer durch Schätzen und Raten?
Marktanalyse. Du muss die Zahlen der Mitbewerber nehmen, die dieses oder eine ähnliche Leistung anbieten. Von Großen können die Berichte für Aktionäre hilfreich sein, bei kleineren die Wirtschaftsdaten vom Finanzamt und diversen Register. Da kommst du aber als Privatperson nur sehr teuer ran.

Zitat von: Taxima am 07. November 2022, 07:06:48Es würde sehr viel Bürokratie auf dich zu kommen. Finanzamt, Bürgeramt,  vorläufige + später abschließende EKS fürs JC, Verpackungslizenz, Geschäftskonto, extra Steuererklärung, Post von der IHK und Post von der Berufsgenossenschaft (beides Infos mit Mitgliedsnummer)
Und an solche Trivialen Dinge wie Erhöhung der Müllgebühren denken viele auch nicht. Gewerbeanmeldung bedeutet mehr Müll und das muss zusätzlich als Gewerblicher Abfalls bezahlt werden. Bei einer Mietwohnung sehr schwierig. Das läuft dann auf eine eigene Stellfläche für eigene Eimer heraus.

BTW Arbeitsschutz:
Nehmen wir mal an du willst Seifen machen, Privat kannst du das Zuhause in der Küche anrühren. Im Gewerblichen Kontext sind alle Arbeitsschutzvorschriften einzuhalten. Absauganlage für die Dämpfe, Unfallverhütung, Augenduschen, Verbandkasten, Brandschutz und so weiter. Um zu dem Beispiel Tisch zurückzukommen. Du wirst keinen Tisch in der Hobbywerkstatt bauen können, nach einer Kontrolle ist dein Betrieb dann nämlich dicht, weil kein Arbeitsschutz eingehalten wird.

tsumo

mein gott wird es einem hier schwer gemacht sich was aufzubauen.. wenn ich das alles so lese..