Aufhebungsvertrag durch Mobbing

Begonnen von Arimond77, 21. Mai 2023, 11:22:44

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Arimond77

Hallo, liebe Forengemeinde,

Bin neu hier auf Empfehlung und bräuchte Rat. Ich hab 2017 einen Job in der Lebensmittelbrache angefangen und war auch 3 Jahre sehr glücklich dort. Im 4 Jahr änderte sich plötzlich alles. Es kamen neue Mitarbeiter dazu die sich von Anfang an profilieren mussten, vor Lästerreinen, Schikane, denunzieren, allgemein Mobbing schreckten die nicht zurück. Die ersten lang eingesessenen Mitarbeiter gingen, da sich die Leitung nicht dafür zuständig fühlte. Eine Mitarbeiterin, mit der ich immer sehr gut arbeiten konnte und die auch meine Eltern privat kannten, hatte ich einen sehr guten Draht und gerade sie war eine von denen die Extrems gemobbt wurden, so heftig, das sie oft Wochen fehlte. Ich kann mobbing absolut nicht ab und versuchte sie zu unterstützen und bei ihr zu sein, dadurch wurde ich natürlich auch zum Spielball. Es ging so weit, das ich mich von der Spätschicht in die Frühschicht versetzten ließ. Da ich eh nur noch 2 Monate hatte, hielt ich durch. Das waren die schlimmsten 2 Monate in meiner Berufslaufbahn. Dann ging ich für 3 Jahre mit meinem Freund ins Ausland. Wir kamen Anfang Februar diesen Jahres wieder zurück. Es war nicht einfach neu anzufangen und einen neuen Job zu finden. Der Druck war groß vom Jobcenter. :( So entschloss ich mich zurück zu meinen alten Arbeitgeber zu gehen. Ich wusste, die nehmen immer Leute für die Saison. Ich war verzweifelt und bewarb mich wieder. Ich wusste es würde nicht einfach werden aber ich hatte Hoffnung, das sich vielleicht nach 3 Jahren einiges geändert hat, die Mitarbeiter vielleicht auch nicht mehr da sind.

Aber es war nicht besser, es wurde immer schlimmer. Die guten waren alle weg, nur noch die, die vor 3 Jahren mobbing begangen waren geblieben. Man wusste noch genau wer ich war. Das mobbing ging natürlich weiter. Tag täglich werde ich angeschrieben, gedemütigt, man verpasst mir Aufgaben die man alleine nicht bewältigen kann, ich werde dazu genötigt Maschinen zu fahren, bei denen ich weder eingeteilt noch eingewiesen bin. Das Gespräch mit der Abteilungsleiterin oder dem Personalbüro würde nicht mehr viel bringen, da die Vorgesetzten mehr oder weniger alle unter einer Decke stecken und die alte Abteilungsleiterin, die mich damals verstand und in die Frühschicht, auf meinen Wunsch versetzte, ist auch nicht mehr.
Ich komme völlig kaputt Abends nach Hause. Meine Hände sind von 9 Stunden Palette packen rot und geschwollen, meine Füße tun mir weh, mein Rücken schmerzt. Es gibt kaum einen Moment wo mir nicht die Tränen kommen ob es beim Palette packen, in der Pause oder Zuhause ist. Mir macht dieser Terror Mobbing sehr zu schaffen, vor allem weil ich auch unter Angst und Panikattacken leide.

Nach 2 Wochen aushalten bin ich dann zum Arzt und habe diese Zustände geschildert und wurde erst einmal wegen Mobbing krank geschrieben. In meiner ganzen Beruflichen Laufbahn habe ich so etwas noch nie gehabt. Ich komme eigentlich immer gut mit Menschen aus, und ich sage mir, ich muss sie ja nicht heiraten, wenn einen aber Mobbing widerfährt und man sich nicht einmal wehren kann, dann nagt das sehr an einem. Gesundheitlich wie auch psychisch.

Das ganze ist mir sehr unangenehm und ich schäme mich dafür obwohl ich ja für das Mobbing nichts kann.

Meine Hausärztin, zu der ich ein sehr gutes Vertrauensverhältnis habe, meinte, ich sollte sehr früh etwas dagegen unternehmen und auf keinen Fall warten und hoffen, die Sache würde sich von selber erledigen und rät mir dazu die Arbeit zu beenden. Nun meine Frage. Um schnellst möglich aus dem Arbeitsverhältnis raus zu kommen, will ich ein schriftliches Schreiben verfassen und um einen Aufhebungsvertrag bitten. Meine Ärztin meinte, es gebe beim Jobcenter ein Formular das sie ausfüllen würde, damit ich keine Sperre für das Bürgergeld bekomme, so lange ich keinen neuen Job habe und da ich kein Alg 1 bekomme. Gibt es so etwas? Könnte ich das irgendwo downloaden, ich habe leider nichts dazu auf den Seiten vom Jobcenter gefunden. Oder sollte ich lieber persönlich morgen einmal beim Jobcenter vorsprechen und den Sachverhalt schildern? Da ich schlechte Erfahrungen mit dem Jobcenter gemacht habe, bin ich skeptisch. Vielleicht habt ihr Tips für mich auf die ich achten sollte, wie ich vorgehen sollte, oder der eine oder andere war in der gleichen oder ähnlichen Situation. Bitte keine Vorwürfe machen, mir geht es schon schlecht genug. :(

Vielen lieben Dank im Voraus!

Grüße - Ari
Wer sich beim JC nicht wehrt hat schon verloren.
DAS BÜRGERGELD BLEIBT, WAS HARTZ IV SCHON IMMER WAR: EINE ARMUTSFALLE!

BigMama

Hallo Ari

Du bist schon den ersten richtigen Schritt gegangen, in dem du deinen Arzt zu Rate gezogen hast. Es drohen dir keine finanziellen Schwierigkeiten mit dem Jobcenter, wenn der Arzt dir einen Nachweis ausstellt, dass du die Beschäftigung auf seinen ausdrücklichen Rat hin beendet hast. Hierzu benötigst du auch kein spezielles Formular.
Die Welt wird nicht von skrupellosen Verbrechern, finstren Kapitalisten oder machtgierigen Despoten regiert, sondern von einer gigantischen, weltumspannenden RIESENBLÖDHEIT.
Wer´s nicht glaubt, ist schon infiziert.
(Michael Schmidt-Salomon, GBS-Sprecher)

Oberfrank


Zwei Anmerkungen von mir:
Wenn du seit 2017 dort arbeitest hast du doch eigentlich Anrecht auf ALG1?
und,
Due schreibt in deinem Titel "Aufhebungsvertrag", da wäre ich vorsichtig, denn einen Aufhebungsvertrag kann man frei formulieren, also alles reischreiben... 

Wenn du ein Schreiben deinses Arztes hast würde ich VORHER das Gespräch mit dem Amt suchen und dann einen Plan schmieden. Die Berater im Amt sind nicht alles "Vollpfosten" auch wenn man das hier im Forum gerne mal denkt.

Viel Erfolg!
Gruss aus Oberfranken
Frank

Ottokar

Man sollte Mobbing-Vorfälle detalliert notieren und vom AG nachweislich Abhilfe fordern, außerdem Betriebsrat und Gewerkschaft informieren.
Unternimmt der AG nichts, ist das ein Verstoß gegen den Arbeitsschutz, womit auch die zuständige Berufsgenossenschaft als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung informiert werden sollte.
Auch wenn für einen selbst die Fortführung des Arbeitsverhältnisses nicht mehr in Frage kommt (Verletzung des Arbeitsschutzes, zerstörtes Vertrauensverhältnis zum AG), sollte man weder Täter noch Helfer einfach so davonkommen lassen.
https://www.anwalt.de/rechtstipps/mobbing
https://www.betriebsrat.com/wissen/personelle-angelegenheiten/mobbing-am-arbeitsplatz
Meine Beiträge beinhalten oder ersetzen keine anwaltliche Beratung oder Tätigkeit.
Für eine verbindliche Rechtsberatung und -vertretung suchen Sie bitte einen Anwalt auf.


BigMama

Die TE hat keinen Anspruch auf Alg I, da sie in den letzten 30 Monaten nich mindestens 360 Tage sv-pflichtig beschäftigt war. Und wenn sie kurz vor Ausreise keinen Antrag aug Alg I gestellt hat, besteht auch kein Restanspruch auf den sie zurückgreifen könnte.
Die Welt wird nicht von skrupellosen Verbrechern, finstren Kapitalisten oder machtgierigen Despoten regiert, sondern von einer gigantischen, weltumspannenden RIESENBLÖDHEIT.
Wer´s nicht glaubt, ist schon infiziert.
(Michael Schmidt-Salomon, GBS-Sprecher)

Lina

Du hättest in einer anderen Firma einen Arbeitsplatz finden können und Dich davor erst einmal arbeitslos melden können. Sehr klug war das nicht, an den alten Arbeitsplatz zurück zu gehen. Einen Aufhebungsvertrag unterschreibe nicht, das bringt Dir erhebliche Nachteile. Da Du krank bist, lässt Du Dich krankschreiben. Irgendwann kündigen die Dir dann wahrscheinlich betriebsbedingt. Problem gelöst.

hotwert

Man braucht keinen Aufhebungsvertrag.

Du kannst auf ärztlichen Rat ganz normal kündigen. Du brauchst das nur schriftlich von deinem Arzt. Da reicht ein Zweizeiler, die Gründe gehen der AfA oder JC nichts an.

Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.

Den Wisch wirst du dann bekommen, da kreuzt du unten nein an und schreibst das aufgrund schwerwiegender Probleme mit den Kollegen eine Lösung unmöglich ist und es keine Arbeit gibt bei dieser man mit den Kollegen nicht in Kontakt kommt.

Das hat meine Mutter auch gemacht, es gab keine Probleme. Sie war im Bauamt bei unseren örtlichen Rathaus.

[Dateianhang durch Administrator gelöscht]

Arimond77

@BigMama

Vielen dank für eine Worte. Sollte ich dann statt Jobcenter morgen lieber erst noch einmal zum Arzt und mir das Attestieren lassen? Ich könnte dann das Formular von @hotwert hier ausdrucken und ausfüllen? Sollte meine HA noch ein gesonderten Attest schreiben? Ich weiss noch nicht ob ich nun selber kündigen, oder um einen Aufhebungsvertrag bitten soll. Aufhebungsvertrag wäre gut, dann wäre ich, wenn sie zustimmen, diese Woche raus und kann mich voll und ganz um einen neuen Job bemühen. Bewerbungen sind am Freitag schon raus gegangen. Bei der Kündigung müsste ich die Frist einhalten.

@Ottokar das haben wir vor 3 Jahren versucht. Leider sind die, die Mobben auch in der Schichtleitung und in der Personalabteilung. :( Aber Du hast Recht. Ich möchte in meinem Schreiben, Aufhebungsvertrag oder Kündigung den Grund reinschreiben und auch Namen nennen, ich weiss nur nicht ob ich die Kraft noch habe gegen diese Firma weiter anzugehen.
Wer sich beim JC nicht wehrt hat schon verloren.
DAS BÜRGERGELD BLEIBT, WAS HARTZ IV SCHON IMMER WAR: EINE ARMUTSFALLE!

BigMama

Zitat von: Arimond77 am 21. Mai 2023, 16:29:12Ich könnte dann das Formular von @hotwert hier ausdrucken und ausfüllen?
Schaden wird es sicherlich nicht. Ob es notwendig ist bei deinem Jobcenter kann ich nicht beurteilen. Sollte es eine Optionskommune sein, ist es möglich, dass sie eigene Vordrucke haben. Es macht jedoch keinen Unterschied, so lange der Inhalt klar formuliert ist.

Zitat von: Arimond77 am 21. Mai 2023, 16:29:12Sollte ich dann statt Jobcenter morgen lieber erst noch einmal zum Arzt und mir das Attestieren lassen?
Das ist auch ganz dir überlassen. Du kannst das Attest auch zu einem späteren Zeitpunkt einreichen. Teil dem JC bei deiner Vorsprache gleich mit, dass dein Arzt dir dazu geraten hat, das Beschäftigungsverhältnis schnellstmöglich zu beenden, da sich deine gesundheitliche Situation sonst weiterhin verschlechtert. Du kannst auch dort anführen, dass der Arzt dir zu einem Aushebungsvertrag geraten hat, wenn dem so ist, um schnellstmöglich gedanklich und emotional mit der Firma abschließen zu können.

 
Die Welt wird nicht von skrupellosen Verbrechern, finstren Kapitalisten oder machtgierigen Despoten regiert, sondern von einer gigantischen, weltumspannenden RIESENBLÖDHEIT.
Wer´s nicht glaubt, ist schon infiziert.
(Michael Schmidt-Salomon, GBS-Sprecher)

hotwert

In grunde geht natürlich auch ein Aufhebungsvertrag, solange der Arzt schriftlich dazu rät das Beschäftigungsverhältnis zu beenden wird man dir nicht ankreiden das du selbst an der Beendigung schuld bist und somit hast du keine Sperrzeit.

Bei einer Kündigung müsstest du dich eben krankschreiben lassen bis die Frist rum ist. Wenn du nahtlos weiterarbeiten willst wäre der Aufhebungsvertrag evtl die bessere Option.

Bei meiner Mutter hat der Arzt das attestiert, und den Wisch den ich weiter oben hochgeladen hab wollten sie extra noch, nachdem sie das Attest abgegeben hat. Wird aber wohl überall etwas anders gehandhabt.