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Wenn Du an 18 sinnlosen Jobcenter-Maßnahmen teilnehmen musstest

Begonnen von selbiger, 09. Juli 2023, 10:23:43

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selbiger

Zugewiesene Maßnahmen durch das Jobcenter sollen die Jobchancen erhöhen. Im Bürgergeld gibt es seit Juli 2023 einen sog. Bürgergeldbonus, um den Anreiz für die Teilnahme an einer Maßnahme zu erhöhen. Fehlten die Anreize an sogenannten Maßnahmen teilzunehmen oder waren es eher die Maßnahmen selbst, weil sie oftmals keinen tatsächlichen Mehrwert boten?

https://www.gegen-hartz.de/news/buergergeld-wenn-du-an-18-sinnlosen-jobcenter-massnahmen-teilnehmen-musstest
Sich zu Tode arbeiten,ist die einzige gesellschaftliche anerkannte Form des Selbstmordes.

Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge,die sie schon hundertmal gehört haben,als eine Wahrheit,die ihnen völlig neu ist.

Phil_N

Ich stehe vielen Maßnahmen des Jobcenter (vor allem MAbE) auch kritisch gegenüber und habe schon oft auf deren geringen Erfolgsaussichten (im Hinblich auf unmittelbare Arbeitsmarktintegration) hingewiesen. Allerdings ist die Person, die da im Artikel vorkommt, wohl ein absolutes Extrem-Beispiel.

Der Herr ist mit 20 Jahren sehr jung in den ALG II Bezug gekommen und hat 18 Jahre lang ALG II bezogen. Welche Berufsausbildung hat er? Welche Einschränkungen gibt es bei ihm? Irgendwelche Einschränkungen qualitativer oder medizinischer Art dürfte es bei der Person wohl geben, denn anders wäre eine so lange Arbeitslosigkeit kaum zu erklären. Etwas über diese Bedingungen des Herrn aus dem Artikel zu wissen wäre wichtig, um einordnen zu können, welche Maßnahmen bei ihm wirklich etwas hätten bringen können.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich hier unbeliebt mache, möchte ich mal folgendes sagen: Ich finde es unschön, wenn alle "Maßnahmen" so über einen Kamm geschoren werden und wenn quasi insinuiert wird, dass die alle totaler Mist seien (wie es in Foren oft geschieht). Es gibt zweifellos viele fragwürdige und sicher auch manche richtig schlechte Maßnahmen. Ich war als Arbeitsloser auch mal in einer solchen!

Aber es gibt auch solche Maßnahmen, die etwas bringen, wenn man die richtige Zielgruppe zuweist. All den Dozenten, die in Maßnahmen wirklich engagiert sind, und all den Integrationsfachkräften, die sich wirklich um die passende Unterstützung ihrer ,,Kunden" bemühen, indem sie zu Maßnahmen zuweisen, von deren Nutzen sie wirklich überzeugt sind, täte man Unrecht, wenn Maßnahmen per se als unsinnig und qualitativ fragwürdig dargestellt werden.

Es gibt Integrationsfachkräfte sowie Coaches, denen es ein echtes Anliegen ist, ,,Kunden" durch Maßnahmen zu fördern. Während meiner Arbeit habe ich mehrere dieser Menschen kennengelernt (ich habe freilich auch manche Kollegen kennengelernt, die gerne ihre Macht gegenüber den "Kunden" ausspielten).Es gibt durchaus Maßnahmen, von denen ,,Kunden" berichten, dass diese ihnen wirklich etwas gebracht hätten. Von all den ,,Kunden", die ich im Laufe der Jahre beraten habe (es waren mehrere Hundert), berichtete etwa ein Viertel von positiven Erfahrungen.

Es gibt in Bezug auf die Qualität von Maßnahmen nicht nur schwarz und weiß, sondern viele Graubereiche. Fest steht, dass Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung (MAbE) statistisch betrachtet nur eine geringe Wirkung im Hinblick auf die Beschleunigung der Arbeitsintegration haben. Das hat das IAB selbst nachgewiesen. Das lässt aber nicht per se auf eine schlechte Qualität in jeder Maßnahme schließen. Denn eine schlechte Ergebnisqualität bedeutet noch lange nicht, dass die Struktur- und Prozessqualität auch schlecht sein müssen.

Vice versa verheißt eine gute Prozessqualität im Sinne eines individuellen Eingehens auf die Bedürfnisse der ,,Kunden" noch keine gute Ergebnisqualität im Sinne eines hohen Integrationserfolgs. Um ihn zu erreichen, spielen auch Faktoren eine Rolle, die unabhängig von der Maßnahme sind. Die Arbeitsmarktlage zum Beispiel. Davon abgesehen gibt es neben dem Effekt der Arbeitsintegration noch einen Effekt, den Maßnahmen erfüllen sollen: Den Menschen soll ermöglicht werden, wieder einen Grund zu haben, das Haus zu verlassen. Ihnen soll eine Tagesstruktur geboten werden. Viele Menschen benötigen sowas nicht, das ist klar. Aber einige eben doch.

Schlecht werden Maßnahmen - abgesehen von den mäßigen Rahmenbedingungen durch die Zuweisung im Zwangskontext, dem unsicheren Status der Dozenten und dem mangelnden Datenschutz - zumeist dadurch, dass im Jobcenter oft nicht hinreichend darauf geachtet wird, dass die zugewiesenen Personen auch wirklich einen Handlungsbedarf in einem der Punkte aufweisen, die in der Maßnahme bearbeitet werden sollen. Weil im Jobcenter ein so hoher Druck besteht, eingekaufte Maßnahmen zu besetzen, wird viel zu selten darauf geachtet, nur solche ,,Kunden" in eine Maßnahme zuzuweisen, denen diese wirklich etwas bringen kann.

Die Zielgruppe wird allzu oft verfehlt, was sich enorm negativ auswirken kann. Häufig geschieht es, dass ein ,,Kunde" zu einer Maßnahme zugewiesen wird und dort erfährt, dass die Maßnahme ihm ermöglichen soll, berufliche Perspektiven zu entwickeln, eine Bewerbung zu verfassen oder den Tagesablauf zu strukturieren. Wenn dieser ,,Kunde" aber weiß, was er beruflich tun will, wenn er bereits gute Bewerbungen schreibt und kein Problem damit hat, den Tagesablauf zu strukturieren, ist es verständlich, dass dieser Mensch sich schikaniert und wie ein unmündiges Kind behandelt fühlt.

Wenn Menschen mit abgeschlossener Ausbildung oder Hochschulabschluss einfachste Grundschulaufgaben lösen sollen, wenn Personen mit viel Bewerbungserfahrung zum dritten Mal am Bewerbungstraining teilnehmen müssen, wenn ,,Kunden" unter Sanktionszwang ein Fitness- und Ernährungscoaching absolvieren, obgleich sie es als übergriffig empfinden, dass das Jobcenter sich in diese Lebensbereiche einmischt, wirkt sich das auf die Stimmung in der Maßnahme negativ aus. Dann wird eine Maßnahme, die mit der richtigen Zielgruppe besetzt sinnvoll sein kann, zu einer schlechten Maßnahme.

Die Schlechtheit resultiert dann daraus, dass eine unzureichende Eingangsprüfung bzgl. dessen erfolgt ist, ob die Maßnahme unter Berücksichtigung der Stärken und Schwächen eines ,,Kunden" wirklich passend war. Wie viele Maßnahmen von ,,Kunden" insgesamt als schlecht, gut oder mittelmäßig beurteilt werden, lässt sich übrigens nicht verlässlich sagen. Jedes Jahr nehmen mehrere Hunderttausend Menschen an Aktivierungs- und Vermittlungsmaßnahmen teil. Wie viele dieser Menschen nicht extrem, sondern relativ (un)zufrieden sind, ist unbekannt.

Das Zentrum für Kunden- und Mitarbeiterbefragung der BA (ZKM) führt Befragungen von ,,Kunden" telefonisch mindestens zweimal jährlich anhand eines Fragebogens mit - je nach Befragungsfokus - ca. 20 bis 50 weitgehend geschlossenen Fragen durch. Dabei kommt im Mittel fast immer heraus, dass auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) das Gros der Jobcenter einen Wert von 2,2 - 3,1 bei der Zufriedenheit der ,,Kunden" aufweist. Solche Ergebnisse lassen sich hier einsehen: https://www.arbeitsagentur.de/ueber-uns/befragungen/ergebnisse

Darüber hinaus existieren ältere Kundenzufriedenheitsbefragungen durch Sozialbündnisse und Beratungsstellen (Sozialbündnis Krefeld 2012, Arbeitsgemeinschaft Armutskonferenz Viersen 2014, Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg e. V. 2015), die eher schlechtere Zufriedenheitsergebnisse ausweisen als die offizielle BA-Erhebung. Auch existieren Forschungsarbeiten qualitativer Natur, in denen Menschen Erfahrungen beschreiben, die sie mit Maßnahmen des Jobcenters gemacht haben (z. B. von Anne Ames aus dem Jahr 2008).

Doch wird weder in der BA-Erhebung, noch in den alternativen Erhebungen, noch in den qualitativen Arbeiten, der Fokus speziell auf Maßnahmen (MAbE) gelegt. Meines Wissens nach existiert derzeit keine repräsentative Erhebung, die Auskunft über die (Un-)Zufriedenheit mit Maßnahmen der Aktivierung und beruflichen Eingliederung liefert. Was existiert, sind Einzelfallschilderungen, die sich insbesondere in Internetforen wie hier oder beim elo-forum finden. Deren Wahrheitsgehalt lässt sich aber kaum je überprüfen, weil dort unter Pseudonymen geschrieben wird.

Hinzu kommt das Phänomen der Verzerrung. Es äußern sich zu Maßnahmen im Internet vornehmlich unzufriedene Menschen, die von ihrem Ärger berichten und salopp gesagt Wut ablassen wollen. Auch sind es gerade die Unzufriedenen, die sich aufgrund eines wahrgenommenen Missstandes an die Presse wenden, die von diesem Missstand dann berichtet, weil es schließlich ein grundlegendes Anliegen von Journalisten ist, vermeintliche Missstände aufzuzeigen.

Aussagen wie ,,Ich wollte nur sagen, dass bei mir in der Maßnahme alles in Ordnung ist" sind keine Nachricht wert. Überschriften wie Maßnahme-Skandal oder Riesenschweinerei in Jobcenter-Maßnahme ziehen mehr Leserinnen an als eine Überschrift wie Nicht gerade toll, aber okay. Was als skandalös betitelt wird, wirkt interessanter. Es ist kein Zufall, dass ein Publizistik-Credo lautet: Bad news is good news. Das Resultat ist eine durch Negativität geprägte (Fehl-)Wahrnehmung, da über Positives bzw. Normales weniger berichtet wird.

Dass auf virtuellen Austauschplattformen oftmals eine einseitige Darstellung herrscht, ist auch darauf zurückzuführen, dass solche Plattformen in erster Linie Menschen anziehen, die Hilfe suche, weil sie Probleme mit dem Jobcenter haben. Das Suchen nach Hilfe ist ein Indikator für schlechte Erfahrung. Wenn sich aber primär Menschen mit schlechten Erfahrungen austauschen und die mit guten Erfahrungen nichts schreiben, verstärken sich die Überzeugungen der Schreibenden, dass im Jobcenter alles ganz furchtbar sei. Die subjektive Wahrnehmung wird so zur kollektiven Echokammer.

Daraus aber zu schlussfolgern, dass es gar keine guten Erfahrungen mit Maßnahmen gäbe, ist falsch. Viel wahrscheinlicher ist, dass das, was nicht als skandalös bewertet wird, einfach viel seltener berichtet wird, weil es zu normal, und damit keine Nachricht wert, ist. Nicht unzufriedene Menschen haben eben ein viel geringeres Mitteilungsbedürfnis als hochgradig unzufriedene.

Fazit kurzum: Ja, es gibt schlechte Maßnahmen. Darüber soll berichtet werden. Aber es gibt auch solche, die passend sind für diverse Menschen. Das geht medial aber oft unter.
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

Lina

Vereinfache das alles doch. Der Kunde sagt dem JC Mitarbeiter wie die Förderung aussehen soll, sucht sich selbst eine Qualifikation/Kurs aus und absolviert das.

Wenn durch Zwangszuweisungen und Nötigungen durch den Arbeitsvermittler oder wie der Mensch v. JC sich auch nennt, Nachteile oder Schäden für den JC Kunden entstehen, muß der JC MA zahlen. Haben die eine gute Haftpflicht Versicherung?

Es geht nicht um gute oder schlechte Erfahrungen mit den Maßnahmen. Sie sind schlicht überflüssig genau wie diese dusseligen Arbeitsvermittler.

Phil_N

Zitat von: Lina am 09. Juli 2023, 14:40:36Vereinfache das alles doch. Der Kunde sagt dem JC Mitarbeiter wie die Förderung aussehen soll, sucht sich selbst eine Qualifikation/Kurs aus und absolviert das.

Ganz häufig läuft es genau so! Diese Fälle werden hier im Forum nur eben kaum je thematisiert. Hier thematisiert werden meist die Fälle, in denen es für die "Kunden" (aus deren Sicht) ganz schlecht lief.

Wer ohne Probleme einen Bildungsgutschein (BGS) bekommt, hat eben keinen Grund, sich in einem Forum anzumelden und sich zu beschweren, weil er ja bekam, was er wollte.  Ich habe dutzende Bildungsgutscheine ausgegeben an "Kunden", wo es genauso lief wie du dir das wünschst: Die sagten, was sie wollten, ich druckte den Gutschein, die suchten sich den Anbieter. Fertig.

Und viele meiner Kollegen haben das auch so getan (wobei es bei uns bei Weiterbildungen von über 5000 € Kosten die Vorgabe gab, dass der Teamleiter noch sein okay geben musste. Bei Umschulungen und Sachen über 10.000 € musste es dann noch ein psychologisches Gutachten durch den BPS der BA geben).

Oft hatten wir es zum Jahresende, wenn wir noch zu viele Gelder im "FbW-Topf" hatten, sogar, dass wir regelrecht "Werbung" gemacht haben bei den "Kunden" für Weiterbildung. Für uns war es gut, wenn wir im Dezember dann möglichst teure Weiterbildungen genehmigen konnten, weil das Geld abfließen musste. Es gab aber leider sehr viele "Kunden", die wollten keinerlei Weiterbildung machen. Von solchen Dingen erfährst du in den Medien aber selten...
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

Lina

Na, so locker wurde das nie gehandhabt. Was beim JC schon alles passiert ist. Da wurden JC MA angegriffen und auch Kunden seelisch und moralisch fertig gemacht. Das alles passiert, weil gewisse JC MA ihre Position missbrauchen. Die entscheiden willkürlich, wo es für den betreffenden Kunden lang geht. Es geht nicht darum, Kunden beruflich zu fördern.

Kunden wollten wahrscheinlich keine Weiterbildung machen, weil das Angebotene nicht viel bringt. Und was diese psychologischen Tests betrifft, die werden vor allem angewandt um unliebsame Kunden loszuwerden, aus dem ALG 2 Bezug rauszubekommen. Der Ton beim JC ist primitiv und ordinär, menschenverachtend.


Phil_N

Zitat von: Lina am 09. Juli 2023, 14:57:50Es geht nicht darum, Kunden beruflich zu fördern.

Woher kommst du zu dieser Überzeugung? Ich kann nur für mich sprechen - und mir ging es im Jobcenter immer darum, Menschen beruflich zu fördern. Ich bin von meiner Ausbildung und von meinem professionellen Selbstbild her Sozialarbeiter. Ich hatte stets diesen Anspruch, Menschenrechte zu verwirklichen bzw. mich dafür einzusetzen. Vor dem Hintergrund des Zwangskontextes im Jobcenter war das nicht leicht, aber es war möglich.

Von mir selbst kann ich nicht auf andere schließen, aber das kannst du ja genauso wenig. Was ich sagen kann, ist, dass es im Jobcenter ganz viele Mitarbeiter mit ganz unterschiedlichen Charakteren gibt. Es gibt dort sozial eingestellte Menschen wie auch solche, die Dienst nach Vorschrift schieben. Es gibt dort Leute, die es toll finden, ihre Macht auszuüben und es gibt dort empathisch-reflexive Menschen, die diese Macht sehr gewissenhaft einsetzen sind.

Es gibt im Jobcenter Paragraphenreiter ebenso wie Menschen, die das Gesetzt weit auslegen, um serviceorientiert zu agieren. Es gibt verständnisvolle und wohlwollende Menschen dort ebenso wie Verwaltungsbürokraten. Eben weil ich all solche Leute kennengelernt habe, weil ich selbst schon ALG II bezogen habe, selbst als Arbeitsvermittler gearbeitet habe und über 80 Mitarbeitende aus über 20 Jobcentern in ganz Deutschland interviewt habe, stören mich Pauschalisierungen. Sie werden der komplexen Wirklichkeit nicht gerecht. 
"In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer." (Victor Hugo)

Felixxx

Zitat von: Lina am 09. Juli 2023, 14:40:36Der Kunde sagt dem JC Mitarbeiter wie die Förderung aussehen soll, sucht sich selbst eine Qualifikation/Kurs aus und absolviert das.
Weiß überhaupt jeder Kunde von dieser Möglichkeit.
Jobcenter Ansprechpartner gehen meiner Beobachtung nach erst jetzt mehr auf Kunden ein bzw. zeigen Kunden sinnvollere Möglichkeiten auf, sich aus der Erwerbslosigkeit zu befreien. Vor dem Bürgergeld wurde zugewiesen und fertig. Alternativen wurden grundsätzlich nicht aufgezeigt.
Warum heute noch immer Maßnahmen, frei von jeglichem Sinn eingekauft werden, ist mir nicht verständlich.

Kopfbahnhof

#7
Zitat von: Phil_N am 09. Juli 2023, 14:47:40Ganz häufig läuft es genau so!
Oder aber auch anders
Zitat von: Phil_N am 09. Juli 2023, 14:47:40gab aber leider sehr viele "Kunden", die wollten keinerlei Weiterbildung machen
Aber auch viele die wollten!

Nur wurde es sehr oft Verweigert, mit dem Hinweis keine Mittel dafür Vorhanden.
Oder es wird gleich behauptet, es mache keinen Sinn.

Dafür bekommt man aber sehr gern irgendeinen Schwachsinn Aufgedrückt, wie die unsäglichen Euro Jobs. 

Zitat von: Phil_N am 09. Juli 2023, 15:10:56wie Menschen, die das Gesetzt weit auslegen, um serviceorientiert zu agieren
Das sind die welche oft schnell wieder vom JC weg sind, weil sie nicht mit dem verachtendem System klar kommen.
Weil nichts mit Gesetz auslegen ist, die sind an Weisungen von oben gebunden.

Nicht nur einmal habe ich zu hören bekommen wenn es nach mir ginge, würden sie diese Ausbildung/Qualifizierung sofort bekommen.

Lina

Zitat:

"Oft hatten wir es zum Jahresende, wenn wir noch zu viele Gelder im "FbW-Topf" hatten, sogar, dass wir regelrecht "Werbung" gemacht haben bei den "Kunden" für Weiterbildung. Für uns war es gut, wenn wir im Dezember dann möglichst teure Weiterbildungen genehmigen konnten, weil das Geld abfließen musste. Es gab aber leider sehr viele "Kunden", die wollten keinerlei Weiterbildung machen. Von solchen Dingen erfährst du in den Medien aber selten.."

Ich kenne Niemanden, der was von diesen Weiterbildungen erfahren hat. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wohin die überflüssigen Gelder geflossen sind.

Yasha

Zitat von: Phil_N am 09. Juli 2023, 15:10:56Woher kommst du zu dieser Überzeugung?
.. stören mich Pauschalisierungen.

Wie wâre es mit mehr Selbstreflexion? Denn eher Deine Pauschalisierungen entbehren der komplexen Wirklichkeit.

Beispiele-Stichwort Brandbrief des JC Dortmund. Krisentelefon für die MA des Jobcenters Berlin Reinickendorf. Oder diese neue Art Ausschreibung,die mittlerweile auch nicht mehr selten ist:


https://www.vmp-rheinland.de/VMPSatellite/public/company/project/CXPTYYBD0E6/de/documents

Denn es geht vorrangig nicht um den einzelnen Kunden.Vielmehr geht es vorrangig um das Generieren von positiven Kennzahlen,im Wettbewerb der Jobcenter.

Eine solche Aneinanderreihung von Maßnahmen kommt übrigens immer da vor,wo  die  Strategie der "Maßnahmekette" zur Kennzahlenoptimierung von diversen JC angewandt wird. Denn Kunden in Maßnahmen ge!ten statistisch als nicht mehr arbeitslos. Werden stattdessen in der Rubrik "Unterbeschâftigung' erfassr.


Leeres Portemonnaie

Zitat von: Phil_NPauschalisierungen. Sie werden der komplexen Wirklichkeit nicht gerecht. 


Hier in diesem Thread wird ja auch schon alles zusammengewürfelt betrachtet.
Im Bericht geht es um Maßnahmen, nicht um Weiterbildungen mit Bildungsgutschein.
Wie bunter Salat.

Ich habe schon alles mitgemacht.
MAE, Kommunal Kombi / ABM (das ist der Job, wo man kurzfristig aus dem Bezug ist, zumindest wenn man nicht alleinerziehend ist), Maßnahmen mit Bewerbungstraining, Computerkurs oder: Wo will ich beruflich hin ...
Dann immer (unzulässige) Befristungen über Jahre.
Dann mit Zertifikat als xy nach 4 Wochen und dann auch Bildungsgutschein bekommen ( aber nicht genutzt, da Arbeitsstelle  gefunden).

So viel, wie da zusammen kommt,  genauso viele unterschiedliche Erfahrungen kann ich zum besten geben ...

Wo bin ich denn bloß hingekommen, und wie ist das passiert? 😦 🤧

götzb

Selbst wenn es Maßnahmen gibt, die etwas wirklich positives bringen.
Unter dem Strich wäre es auch für den Steuerzahler günstiger,
wenn Maßnahmen nur noch auf  freiwilliger Basis angeboten werden.

Der Erzieher sind Eltern oder Erzieher im Kindergarten, aber weder Bundeswehr - /Argumente der Wehrpflicht oder Maßnahmen sind Elemente die für die Erziehung (zum besseren "Arbeitsmensch") sinnvoll sind.

Maßnahmen an sich würde ich nur als vor allen sinnvoll ansetzen, wenn die dazu dienen Fähigkeiten zu ergründen, die jemand z.b für hochwertiges Fortbildungen braucht.
Sprich Kunde möchte eine teurere Fortbildung; Jobcenter - ja aber erst musst du in eine Maßnahme wo ergründet werden soll, ob du überhaupt in der geistigen Fähigkeit bist, diesen Stoff zu bewältigen und am Ende auch höchstwahrscheinlich eine bestandene IHK Prüfung herauskommt.
Liebes Corona. Vielen Dank das dank dir die Jobcenter 3 Monate schließen mussten. #auch Pandemien haben ihre guten Seiten.
Arbeit bekämpfen, Automatisierung fördern ! Das evangelische Arbeitsethos ist das Grundübel dieser Gesellschaft.

PeterHeu1

ob Maßnahmen sinnlos sind oder nicht, spielt keine Rollle.
Es geht darum, dass sie Pflicht sind und gemacht werden MÜSSEN.

Lina

Müssen muß man gar nichts, was Andere wollen.

PeterHeu1